Gewalt gegen Polizisten nimmt zu

Retter werden mit Waffen bedroht, Streifen mit Böllern beworfen – jetzt drohen Politiker mit harten Strafen. Der Justizminister hat aber noch ein Problem.
von  dpa
Zwei Polizisten auf Streife.
Zwei Polizisten auf Streife. © dpa

Mehrere Angriffe auf Polizisten und Feuerwehrleute in der Silvesternacht haben die Politik auf den Plan gerufen. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schrieb auf Twitter: "Angriffe auf Rettungskräfte – egal wann, wo und von wem – sind völlig inakzeptabel."

Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Sachsens Minister Roland Wöller (CDU), sagte der Welt: "Wer Rettungskräfte attackiert, greift unseren Rechtsstaat und die Demokratie an." Straftäter müssten daher die ganze Härte des Gesetzes erfahren. Allein die Berliner Feuerwehr hatte nach der Silvesternacht von acht Angriffen auf Einsatzkräfte und 57 Angriffen auf Einsatzfahrzeuge gesprochen. In einem Fall sei die Besatzung eines Rettungswagens von mehreren Männern mit Schusswaffen bedroht worden.

In Berlin-Neukölln haben Jugendliche mit Schreckschusswaffen auf Streifenwagen gezielt. Drei junge Leute hätten am Neujahrsabend damit ein Auto beschossen, in dem zwei Polizisten saßen, sagte eine Polizeisprecherin gestern. Die Angreifer hätten in einer Gruppe von rund zwanzig Jugendlichen gestanden, die die Schützen laut angefeuert haben sollen.

Die Polizisten seien weiter gefahren und hätten Verstärkung angefordert. Als sie zusammen mit einer weiteren Streifenwagen-Besatzung zurückkehrten, wurden beide Autos beschossen. Dabei geriet ein in der Nähe parkender Wagen in Brand.

In Nordrhein-Westfalen allein werden 25 Beamte verletzt

In Leipzig bewarfen 40 bis 50 Menschen Polizisten mit Böllern, Flaschen und Steinen. In Nordrhein-Westfalen wurden insgesamt 25 Polizisten verletzt, allerdings keiner so schwer, dass er im Krankenhaus bleiben musste.

Justizminister Maas verwies darauf, dass der Bundestag 2017 die Strafen für Angriffe auf Rettungskräfte verschärft habe. Unter anderem wurde ein neuer Straftatbestand des "Tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte" geschaffen. "Die Einsatzkräfte haben unseren Dank und Respekt verdient", schrieb Maas weiter.

Auch Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) schickte eine Dankesbotschaft: "Statt selbst zu feiern haben Sie gearbeitet, damit andere feiern konnten."

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, sagte der Welt, die Attacken gegen Einsatzkräfte hätten lebensbedrohliche Ausmaße angenommen. "Letztlich muss die Justiz mit entsprechenden Urteilen dafür sorgen, dass auch der letzte Verrückte begreift, dass dies kein Spaß ist, sondern hier schwere Gewaltdelikte begangen werden."

Der Rhein-Neckar-Zeitung sagte Wendt, solche Angriffe seien keine Silvester-Böllerei, sondern "Tötungsversuche". Mit Blick auf die Silvesternacht sagte er: "Es ist purer Zufall, dass den Polizeikräften nicht mehr passiert ist." Außerdem forderte er EU-weite einheitliche Sicherheitsstandards für die Herstellung von Feuerwerk.

In Frankreich gibt es ebenfalls brutale Angriffe

Auch in Frankreich wurden zwei Polizisten an Silvester angegriffen, was große Empörung auslöste. Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Tat und sprach auf Twitter von "feiger und krimineller Lynchjustiz".

Zwei Menschen wurden festgenommen, nach Informationen der Zeitung Le Monde aus Polizeikreisen ist aber noch nicht klar, ob sie an dem Angriff auf die Beamten beteiligt waren.

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