Gesundheit per Gesetz
Morgen will das schwarz-gelbe Kabinett ein neues Programm verabschieden, mit dem Deutschland fit wird
BERLIN Der Titel des Gesetzentwurfes ist selbstbewusst: „Glückliches Deutschland“ heißt das letzte große Projekt von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FPD). Es verordnet den Deutschen mehr Gesundheit und soll morgen vom Kabinett verabschiedet werden. Es soll Übergewicht, Sucht und Volkskrankheiten eindämmen und die Deutschen zu mehr Bewegung, besserem Essen, weniger Rauchen und Trinken bringen – per Gesetz.
Einige der Neuerungen sind ganz konkret, etwa bei Kindern. Die vorgeschriebenen Untersuchungen enden bisher im Alter von fünf Jahren, künftig sind sie bis zum zehnten Lebensjahr Pflicht. Oder bei den Präventionsausgaben: Die Kassen sollen sie von drei Euro pro Versichertem und Jahr auf sechs Euro verdoppeln. Sie sollen ihre Kursangebote massiv ausweiten, konkret für die Themenfelder Gesundes Verhalten, Depressionen, Rauchen und Brustkrebs. Anderes ist noch vage. So sollen Ärzte ihre Patienten gezielt schon bei riskantem Verhalten (und nicht erst bei Erkrankung) ansprechen und in Kassenkurse schicken. Außerdem soll es Boni für gesundheitsbewusstes Verhalten geben – sowohl für den Einzelnen wie auch für gesundheitsfördernde Firmen. Der Opposition ist das viel zu wenig: Gerade gefährdete Gruppen wie Arme erreiche man so kaum.
Wie fit ist Deutschland?
Genug zu tun wäre auf jeden Fall: Die Deutschen leben nicht sonderlich gesund. Die Hauptgründe: falsche Ernährung und viel zu wenig Bewegung. Dazu kommen bei vielen der Stress und/oder Alkohol und/oder Zigaretten.
60 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen sind zu dick. Mindestens 40 Prozent treiben deutlich zu wenig Sport, 51 Prozent haben eine unausgewogene Ernährung. Diese beiden Faktoren sind zentrale Auslöser für viele Krankheiten: Herz-Kreislauf-Beschwerden, Bluthochdruck, Diabetes. Dabei haben wir einen Großteil selbst in der Hand: „70 Prozent werden durch den Lebensstil beeinflusst, 30 Prozent durch die Gene“, so Ingo Froböse vom „Zentrum für Gesundheit“. Es bringe aber nichts, sich nur in einer Kategorie anzustrengen: „Lieber moppelig und fit als schlank und unfit“, so Froböse. Genauso gilt: Dauerhafte Überlastung lässt sich nicht durch Vollkornbrote wettmachen. Nach seiner Studie pflegen nur 14 Prozent aller Deutschen einen rundum gesunden Lebensstil – wobei Frauen einen doppelt so hohen Anteil an dieser Zahl wie Männer.
Dabei wandeln sich die Risikofaktoren, stellt das Robert-Koch-Institut in seinem Bericht „Gesundheit in Deutschland“ fest. Die Ernährungsgewohnheiten haben sich geändert: deutlich mehr Obst und Gemüse, mehr Ballaststoffreiches, mehr nicht-alkoholische Getränke. Auf der Negativseite stehen immer mehr Fertiggerichte. Jede sechste Frau und jeder dritte Mann zeigt ein riskantes Trinkverhalten. Die Zahl der Raucher nimmt ab – doch der Anteil der Raucherinnen steigt.
Auch andere Faktoren beeinflussen den Gesundheitszustand: Insgesamt leben Frauen gesünder als Männer, Wohlhabende gesünder als Arme. Hier spielt vor allem das Übergewicht eine Rolle, aber auch psychische Belastungen. Und: Je älter der Mensch, desto gesünder lebt er.
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