Gerhard Polt im Völkerkundemuseum: Frieden und Freibier
Gerhard Polt im Völkerkundemuseum: Frieden und Freibier
Gerhard Polt diskutiert mit Staatssekretär Markus Ederer im Münchner Völkerkundemuseum über das Verhältnis des Westens zu Russland. Lukas Schauer
|
Nicht merken
ls "Der Markus weiß ja so viel": Gerhard Polt diskutierte mit seinem Freund Dr. Markus Ederer, Staatssekretär im Auswärtigen Amt.
Gerhard Polt diskutiert mit Staatssekretär Markus Ederer im Münchner Völkerkundemuseum über das Verhältnis des Westens zu Russland.
Im Grunde ist es doch ganz einfach: Es sind die kleinen, Freude machenden Dinge, die Menschen zusammenbringen. Wie damals 1983, als Gerhard Polt mit 23 Fässern Bier im Gepäck nach Moskau fuhr und "dem Russen" mit Blaskapelle die bayerische Kultur beibrachte. Einfach so, ohne Genehmigung der Behörden. Damals wie heute gilt für Polt: "Bestes völkerverbindendes Mittel ist Freibier."
Mit dieser Anekdote beginnt Polt seine einleitenden Worte im Museum Fünf Kontinente in München. Thema der Veranstaltung, zu der die Gesellschaft für Außenpolitik und die Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien der LMU eingeladen hat: "Russland und der Westen – Konfrontation oder Kooperation?"
Gerhard Polt will mehr "Gaudi"
Dass ausgerechnet in diesem Museum diskutiert wird, stellt sich als gute Wahl heraus. Denn Polts Gesprächspartner ist Markus Ederer, Staatssekretär im Auswärtigen Amt und Spitzendiplomat. Er zeigt, wie schwer es zumindest aus politischer Sicht ist, Russland zu verstehen. Auf Polts vom Publikum beklatschte Aussage "Wir brauchen mehr Gaudi" gibt Ederer den (spaßbremsenden) Realisten: Gaudi wäre ja schön, nur leider braucht es auch jemanden, der die Gaudi versteht – und das tut Russland derzeit nicht.
So geht es knappe zwei Stunden. Polt ist für die Lacher da, gibt aber bei aller Heiterkeit auch Ernsthaftes zu bedenken: Russland sei doch kulturell gar nicht so weit weg von Europa; Literatur, Musik und Architektur durchaus europäisch beeinflusst und inspiriert. Warum könne man nicht über die kulturelle Arbeit den Menschen in beiden Ländern beibringen, was Europa und Russland verbindet – oder gar voneinander lernen?
Ausländische Kulturschaffende gelten qua Gesetz als Agenten
Der Diplomat belegt mit eindrucksvollen Beispielen aus seiner täglichen Arbeit, dass das zwar versucht wird, an vielen Stellen aber durch Schikanen erschwert wird. So gelten ausländische Kulturschaffende als verdächtig, werden oft gar als Agenten behandelt. Dazu kommen die geopolitischen Brandherde: die Besetzung der Krim, die Ostukraine, Syrien. Ederer: "Wir müssen derzeit bescheiden sein." Die Sanktionen gegen Russland seien richtig – Konfrontation und Kooperation ´"gehen heute leider Hand in Hand". Selbst innerhalb der EU streite man sich über den richtigen Umgang.
So bleibt am Ende die Erkenntnis, dass wir "alles wohl nicht verstehen werden". Für Polt aber ist klar: "Ich würde jederzeit wieder mit Freibier nach Russland fahren."