Gerhard A. Meinl: "Schnapseln kann Stoiber auch"

AZ-Interview mit Gerhard A. Meinl: Der 64-jährige Oberbayer ist Mitinhaber einer Musikinstrumentenfirma. Er war 22 Jahre lang CSU-Ortsvorsitzender in Geretsried, sitzt seit 34 Jahren im dortigen Stadtrat und ist stellvertretender Bürgermeister.
AZ: Herr Meinl, Sie verbindet seit 45 Jahren eine Freundschaft mit Edmund Stoiber, dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Ehrenvorsitzenden, der heute 80. Geburtstag feiert. Eine so lange Zeit - für zwei Politiker höchst ungewöhnlich.
GERHARD A. MEINL: Ja, wir kennen uns, da war ich ein kleiner JU-ler und er ein etwas größerer. Damals schickte er sich gerade an, den Stimmkreis zu erobern. Er wohnte noch in Geretsried, wo er bis heute im CSU-Ortsverband ist. Wie heißt es so schön: Wir waren klein und unsere Herzen rein.

Sind sie doch bestimmt heute noch, die Herzen.
Wir haben damals seine Wahlkampfkasse geführt. Von der AZ wurde aufgedeckt, dass es im Ortsverband eine Stoiber-Kasse gibt.
Ein Skandal?
Nein, es war ein Schutz, denn er hat vor der Wahl nie erfahren, wer gespendet hat. Daher das reine Herz. Ich kannte die Spender natürlich und habe später alles gemeldet.
Die glänzende politische Karriere von Stoiber
War damals abzusehen, was für eine glänzende politische Karriere Edmund Stoiber später einmal hinlegen würde?
Nein. Er wollte ja Stimmkreisabgeordneter werden, was zwar hier bei uns ganz gut lief, aber er musste vor allem die Miesbacher gewinnen. Und wie es immer so ist: Die Trachtenhüte hatten eine andere Meinung als wir - und auch einen anderen Kandidaten. Da musste er einmal in Irschenberg mit dem Ortsverbandsvorsitzenden und der Delegierten schwer schnapseln. Das kann er nämlich auch.
Kann man sich heute nur schwer vorstellen.
Tja, damals hat er auch noch Kette geraucht. Aber er trinkt heute noch gern ein Schnäpschen. So ist es nicht.
Dann wurde relativ schnell Franz Josef Strauß auf ihn aufmerksam, oder?
Ja, auf ihn, auf Gerold Tandler. Er wurde dann Generalsekretär und das war schon der Wurf eigentlich. Dann kam schnell der Spitzname "Das blonde Fallbeil", wobei er immer mit der Empathie für die Partei und für Deutschland ausgestattet war. Auch jetzt. Er hat dem Söder vor der Wahl schon gesagt, jetzt mach mal halblang, er, der Laschet, kann Deutschland.
"Der Kas is bissen"
Das sah der Wähler anders.
Leider, der Kas is bissen. Das ist auch für die CSU und deren Zukunft kein lustiges Ergebnis. Zwar hat sie noch über 30 Prozent der Stimmen erhalten und ein Viertel der Direktmandate im Bundestag, aber ein Grund, sich auf die Schulter zu klopfen, ist das sicher nicht.
Zurück zu Edmund Stoiber und Ihnen. Was ist das Geheimnis Ihrer Freundschaft?
Wir sind immer inhaltlich im Austausch. Am Sonntag hat er mich zum Beispiel gefragt, ob er sich zu irgendeiner Fernsehrunde per Video zuschalten lassen soll. Da hab ich ihm gesagt: Lass doch erst einmal die anderen quatschen.
Ein weiser Rat direkt nach der Wahl. Aber Sie reden nicht nur über Politik miteinander?
Nein, wir gehen mit unseren Partnern gerne zum Essen. Das findet auch mal privat statt, nicht nur im Restaurant. Da reden wir über Privates, über Familie - aber meist wird es dann doch wieder politisch, weil man mit ihm so vortrefflich streitig und strittig diskutieren kann. Wir sind beileibe nicht immer einer Meinung.
Stoiber brennt immer noch für Politik
Edmund Stoiber brennt ja immer noch für Politik, das war erst neulich bei seinem Auftritt in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" zu sehen.
Ja, da hat der Lanz zu ihm gesagt: Passen Sie auf, sonst kriegen Sie noch einen Herzinfarkt.
Was schenken Sie Edmund Stoiber zum Geburtstag?
Er hat gebeten, für die Opfer der Flutkatastrophe zu spenden. Und auf meine Anregung hin wird ihm, dem CSU-Ehrenvorsitzenden, endlich die Ehrenmitgliedschaft im CSU-Ortsverband Geretsried angetragen. Acht Stufen drunter...
...dafür von - reinem - Herzen. Was wünschen Sie ihm?
Dass er gesundheitlich weiterhin so gut beieinander ist. Das ist mit 80 ja keine Selbstverständlichkeit. Und dass er zumindest beim Spazierengehen etwas Ruhe findet. Da telefoniert er nämlich meist - und verläuft sich auch mitunter. Selbst mit seiner Frau. Er ist am Handy, geht voraus und biegt falsch ab.
Mussten Sie ihn schon suchen?
Nein, zum Glück nicht.