Geplante Honorarerhöhung "ein Schlag ins Gesicht"
Die von der Bundesregierung geplante Erhöhung der Apotheker-Honorare um drei Prozent oder insgesamt 190 Millionen Euro wird nach Einschätzung führender Verbandsvertreter den seit Jahren anhaltenden Apotheken-Schwund nicht aufhalten können.
Berlin/Hannover - "Wir sind inzwischen soweit, dass jede Woche fünf Apotheken schließen, und zwar aus wirtschaftlichen Gründen", sagte der Präsident der Apothekervereinigung abda, Heinz-Günter Wolf, der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.
Die von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) für 2013 vorgeschlagene Erhöhung von drei Prozent nach dann neun Jahren reiche längst nicht aus, die in dieser Zeit deutlich gestiegenen Sach- und Personalkosten auszugleichen. Die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Magdalena Linz, hält gar ein Massensterben von Apotheken für möglich. "Nach dem Ärztemangel wird dann auch ein Apothekermangel insbesondere in ländlichen Regionen unvermeidbar sein", sagte sie der dpa in Hannover.
Der Entwurf aus dem Hause Rösler sieht vor, den Zuschlag auf den Packungspreis von 8,10 Euro um 25 Cent auf 8,35 Euro zu erhöhen. Wolf: "Diese Zahlen sind ein Schlag ins Gesicht aller Pharmazeuten." Der Verbandschef hofft, Rösler und Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zum Nachbessern bewegen zu können. Flankierend sollen Apotheker vor allem im ländlichen Raum ihre Bundestagsabgeordneten auf die Konsequenzen hinweisen, wenn weitere Apotheken aus finanziellen Gründen schließen müssten. "Jeder Patient hat Anspruch darauf, dass es eine Apotheke in seiner Nähe gibt", sagte Wolf. Dies sei nicht mehr gesichert.
Auf die Frage, ob die Apotheker ihre Forderungen - nach ihren Vorstellungen soll der Packungszuschlag auf 9,14 Euro oder um umgerechnet 600 bis 700 Millionen Euro erhöht sowie auch Notdienste besser als bisher bezahlt werden - mit Protesten durchsetzen wollen, sagte der abda-Präsident: "Wir setzen erst mal auf Gespräche und auf die Kraft der Argumente. Und unsere Argumente sind wirklich gut."
Nach den Worten von Linz sind die Probleme der Apotheker auch der Bundesregierung bekannt. Rösler und Bahr hätten jedoch "Angst, dass die Erhöhung dann als Geschenk für Apotheker und als Klientelpolitik kritisiert wird". Bundesweit gab es Ende 2011 noch 21 238 öffentliche Apotheken. Nach abda-Angaben ist das der niedrigste Wert seit 17 Jahren (1995: 21 119).
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