Generation Hoffnung
München - Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan offenbart sein wahres Gesicht. Die brutale Niederschlagung der Proteste auf dem Taksim-Platz zeigt, wie wenig er von grundlegenden europäischen Werten wie dem Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit hält.
Stattdessen ging es ihm in den vergangenen Jahren darum, die von Mustafa Kemal Atatürk begründete säkulare Türkei immer rücksichtsloser zu islamisieren. Unter ihm wurde der Verkauf von Alkohol streng reguliert, Abtreibungen erschwert, Lippenstift für Stewardessen verboten, die religiösen Schulen gestärkt. Künstler, Theaterschaffende und Journalisten berichten von scharfen Sanktionen gegen vermeintliche Provokationen.
Dabei darf man nicht vergessen: 50 Prozent der Türken haben Erdogan bei der letzten Wahl ihre Stimme gegeben. Er vertritt also nicht unbedingt eine Minderheitenposition. Doch in den letzten Tagen hat er den Bogen überspannt. Was als Protest von Umweltschützern begonnen hat, eint inzwischen die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen.
Bei aller Bestürzung über die Bilder vom Taksim-Platz: Diese junge Generation der Türken, die nun gegen Erdogan aufsteht, macht auch Hoffnung. Sie sind mutig und kämpferisch, sie sind für Mitbestimmung und Demokratie. Mit ihnen kann man über einen EU-Beitritt reden. Mit Erdogan nicht.
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