Gemeinsam gegen die Gier

BERLIN - Merkels Gipfel in Berlin: Europa will neue Spielregeln für die Finanzbranche - und den Gehaltsexzessen der Manager einen Riegel vorschieben.
Auf der Suche nach einer neuen Weltfinanzordnung: Die wichtigsten europäischen Länder haben sich gestern auf Einladung von Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin getroffen und sich dabei ohne jede Meinungsverschiedenheit auf eine einheitliche Linie für den G20-Gipfel Anfang April geeinigt. Tenor: Die Finanzmärkte sollen so streng wie möglich an die Kandare genommen und dazu gebracht werden, nicht mehr nur auf kurzfristige Riesen-Gewinne zu schielen.
„Wir brauchen eine Charta des gemeinsamen nachhaltigen Wirtschaftens“, sagte Gastgeberin Merkel. „Es darf in Zukunft keine weißen Flecken mehr geben.“ Ziel des Gipfels sei es, bei dem Gipfel in London, zu dem auch US-Präsident Obama und die wichtigsten Schwellenländer kommen, „geeint und anspruchsvoll aufzutreten“.
Zu dem Gipfel gestern waren Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Luxemburg, die tschechische Ratspräsidentschaft und Kommissionspräsident Barroso eingeladen. Finanzminister Peer Steinbrück stellte einen Aktionsplan vor. Darin wird gefordert, dass künftig kein Finanzmarkt, kein Finanzmarktakteur und kein Finanzmarktprodukt ohne Aufsicht und Regulierung sein darf. Rating-Agenturen und Hedgefonds sollen stärker kontrolliert, Banken zum Aufbau von größeren Kapitalpuffern für Krisen gezwungen werden. Unüblicherweise gab es keinerlei Meinungsverschiedenheiten: Die Gipfel-Teilnehmer verabschiedeten das Papier einstimmig und ohne jede Einschränkung.
"Die Gier zügeln"
Eine wichtige Rolle spielte auch die Frage, wie man gegen die schnelle Gier mancher Manager vorgehen kann. Der britische Premier Gordon Brown: „Wir brauchen ein neues Bankensystem. Es muss Diener unserer Wirtschaft sein und nicht sein Herr.“ Er forderte eine Abkehr von der „kurzfristigen Bonus-Kultur“. Ähnlich Kommissions-Präsident Barroso: „Es ist ein Skandal: Exzessive Bonuszahlungen verleiten Finanzmanager dazu, unvertretbare Risiken einzugehen. Die Folgen sehen wir jetzt. Wir müssen ein System schaffen, das die Gier zügelt.“
Konkrete Beschlüsse gab es gestern in Berlin nicht, mehr die Abstimmung der gemeinsamen Marschroute Europas – und den Versuch, nach Unstimmigkeiten etwa zwischen Berlin und Paris über die Krisenbewältigung wieder weltweit stärker ins Spiel zu kommen.