Gehört der Papst ins Parlament?
Pro: Arno Makowsky
Benedikt XVI. ist der erste deutsche Papst seit 480 Jahren. Er ist unbestritten einer der großen Intellektuellen unserer Zeit. Und die Rede dieses Mannes wollen viele Abgeordnete boykottieren? Ich halte das, mit Verlaub, für respektlos und kleinkariert. Sicher, Joseph Ratzinger ist ein Papst, der sich der Moderne verweigert und dessen theologische Kernthesen man (so wie ich) für falsch halten kann.
Wobei man nicht übersehen darf, dass auch vieles von dem, was er sagt, richtig ist: Seine Haltung zum Frieden, zur Unmoral der Globalisierung, zur Genmanipulation. Hält Benedikt vielleicht einen Gottesdienst im Bundestag? Natürlich nicht, er hält eine Rede, deren Inhalte man kritisieren kann. Kein Politiker muss nach dem Papstbesuch seine Haltung zur Sexualmoral oder zur Abtreibung ändern.
Es spricht aber von Toleranz, sich die Gegenposition anzuhören. Als Abgeordneter wäre ich gespannt darauf, was er im Parlament zu sagen hat.
Contra: Adrian Prechtel
Was hat Benedikt XVI. vor dem Bundestag zu suchen? Nichts! Hier haben in der Geschichte der Bundesrepublik ganz ausgewählte Staatsmänner reden dürfen: amerikanische, französische und israelische Präsidenten. Alles Vertreter von Ländern, mit denen uns ein besonders starkes geschichtliches Nachkriegs-Band verbindet.
Würde der Papst also als weiterer Staatsmann des völlig undemokratischen Vatikanstaats sprechen, könnte man genauso gut in Zukunft auch anderen Zwergenstaatsvertretern aus Andorra, San Marino oder dem Fürsten von Monacco hier ein Forum geben. Wenn der Papst aber nur als kirchliches Oberhaupt der katholischen Kirche auf seiner „apostolischen Reise“ durch Deutschland im Bundestag sprechen will, gehört er erst Recht nicht in unser politisches Parlament.
Als wer, der eigentlich wen vertritt, mit welchen problematischen Inhalten seiner katholischen Moral will dieser Herr hier eigentlich auftreten?