"Geheimtreff" mit Guttenberg
Neufahrn - Wenn zu einer internen CSU-Veranstaltung nur bestimmte Parteifreunde eingeladen sind und andere aus nicht so ohne weiteres nachvollziehbaren Gründen nicht, dann ist das schon mal Grund zu Getuschel. Und wenn zu den Eingeladenen auch noch Ex-CSU-Star Karl-Theodor zu Guttenberg gehört, dann schießen die Spekulationen ins Kraut.
Gemeint ist ein Treffen, zu dem der niederbayerische CSU-Chef und Vorsitzende der EVP-Fraktion im europäischen Parlament Manfred Weber für das Wochenende ins Schloss Neufahrn (Landkreis Landshut) eingeladen hat. Da wolle man einmal „über den Tellerrand“ hinaus sehen, wie Weber formuliert. Ex-Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg reist extra aus den USA an.
Erwartet wird auch der ehemalige bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon, heute Chef des Deutschen Sparkassenverbands, dazu eine bunte Schar illustrer Gäste von Österreichs 28-jährigen Außenminister Sebastian Kurz über Schach-Weltmeister Gari Kasparow bis zu HypoVereinsbank-Chef Theodor Weimer.
Ein „Geheimtreffen“ ist die Neufahrner Gesprächsrunde längst nicht mehr – dafür sind die Einladungen zu weit gestreut und der Medienandrang zu groß. Klare Kriterien, wer in Neufahrn Gast ist und wer nicht, sind nicht erkennbar. Nicht dabei ist jedenfalls die komplette ältere Generation der Partei, allen voran Parteichef Seehofer.
Die Vermutung, dass konsequent nach Alter ausgewählt wurde, geht fehl: So zählt der 49-jährige Geschäftsführer der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag Josef Zellmeier zu den Geladenen, nicht aber Finanzminister Markus Söder, der ein Jahr jünger ist, oder sein Staatssekretär Albert Füracker (47). Auch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, die kürzlich ihren 50. feierte, ist nicht dabei.
In der Parteizentrale gibt man sich entspannt. Wer wen zu was in der Partei einlade, unterliege nicht der Genehmigung, heißt es da. Offiziell gibt man zu dem Neufahrner Treffen keinen Kommentar ab. Wenn sich jemand wegen des Treffens Sorgen machen müsse, dann sitze der in Nürnberg, wird in Parteikreisen süffisant geraunt. Das Ganze sei ein Netzwerkerspielchen aus alten Zeiten, sagt ein Abgeordneter.
In der Tat könnte „über den Tellerrand hinaus“ auch bedeuten „über die Amtszeit Seehofer hinaus“. Dass sich die ehemaligen JU-Vorsitzenden Manfred Weber und Markus Söder, im Augenblick aussichtsreichster Kandidaten im Kampf um die Seehofer-Nachfolge, nicht sonderlich grün sind, ist ein offenes Geheimnis.
Dennoch glaubt der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag Max Straubinger nicht daran, dass in Neufahrn so etwas wie die Nachfolge von Horst Seehofer organisiert wird: Das hätten die Versammelten „nicht im Kreuz“, sagt er. Allenfalls könnte es das Ziel sein, „die beiden Gescheiterten wieder in die Politik einzuführen“, womit zu Guttenberg und Fahrenschon gemeint sind. Gastgeber Weber beruhigte die partiell aufgeregten Gemüter: „Da muss sich ganz sicher keiner Sorgen machen“.