Geheimdienste berichten erstmals an Obama

Die CIA hat den designierten US-Präsidenten über die vielfältigen Bedrohungen des Landes in Detailkenntnis gesetzt. Gleich am zweiten Tag nach dem Wahlsieg sprach Obama auch mit den wichtigsten ausländischen Regierungschefs.
von  Abendzeitung
Personenschützer des Geheimdienstes A.U.S. eskortieren Barack Obama zum FBI in Chicago
Personenschützer des Geheimdienstes A.U.S. eskortieren Barack Obama zum FBI in Chicago © AP

Die CIA hat den designierten US-Präsidenten über die vielfältigen Bedrohungen des Landes in Detailkenntnis gesetzt. Gleich am zweiten Tag nach dem Wahlsieg sprach Obama auch mit den wichtigsten ausländischen Regierungschefs.

Der designierte US-Präsident Barack Obama hat am Donnerstag seinen ersten Tagesbericht der Geheimdienste entgegengenommen. Dieser vor allem von der CIA zusammengestellte Informationsdienst ist sonst allein dem amtierenden Präsidenten vorbehalten. Anschließend beriet Obama mit Mitgliedern seines Übergangsteams, das die Bildung der neuen Regierung vorbereitet.

Es wird vermutet, dass Obama nach der Berufung von Rahm Emanuel für das Amt des Stabschefs im Weißen Haus in dieser Woche noch keine Kabinettsmitglieder ernennen wird. Eine sorgfältige Auswahl habe für den gewählten Präsidenten Vorrang vor Geschwindigkeit, erklärten seine Berater. Gleichzeitig drehte sich das Spekulationskarussel weiter. Für das Amt des Außenministers ist jetzt der ehemalige General James Jones im Gespräch. Der ehemalige Außenminister Colin Powell von der Republikanischen Partei wird mit dem Amt des Bildungsministeriums in Verbindung gebracht. Am Freitag will Obama mit Wirtschaftsberatern zusammentreffen und anschließend eine Pressekonferenz geben. Der Einladung des scheidenden Präsidenten George W. Bush zu einem Besuch im Weißen Haus wollen Obama und seine Frau Michelle am Montag folgen. Am zweiten Tag nach seinem Wahlsieg nahm Obama telefonische Glückwünsche von neun Staats- und Regierungschefs entgegen, darunter auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Mittelpunkt der meisten Gespräche stand die Finanzkrise. Ebenso wie Merkel will auch der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy schon bald mit Obama zusammentreffen. Dies vereinbarten beide Politiker am Donnerstagabend in einem halbstündigen Telefongespräch, wie Sarkozys Büro mitteilte. Der französische Staatschef habe Obama zu seinem «brillanten» Wahlsieg gratuliert, erklärte der Élysée-Palast. Die Atmosphäre des Gesprächs sei «äußerst freundlich» gewesen. Frankreich will auf dem Weltfinanzgipfel am 15. November in Washington ein 100-Tage-Programm für eine internationale Finanzreform vorschlagen. Dies geht aus einem Papier hervor, das Frankreich in seiner Funktion der EU-Ratspräsidentschaft den übrigen Mitgliedstaaten als Diskussionsgrundlage für ein Vorbereitungstreffen der EU am Freitag übermittelt hat. Der G-20-Gipfel in Washington wird zwar noch von dem scheidenden Präsidenten George W. Bush geleitet. Allerdings plant Obama nach Informationen aus Chicago bislang nicht, an der Konferenz teilzunehmen. Im Gespräch mit dem mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón versicherte Obama der Regierung des Nachbarlands weitere Unterstützung der USA im Kampf gegen Drogenhandel und organisiertem Verbrechen, wie die Regierung in Mexiko-Stadt mitteilte. Obama habe die Bemühungen Mexikos im Kampf gegen den Drogenhandel anerkannt. Er sei sich über die Schwierigkeiten des Kampfes im klaren und habe die entschiedene Unterstützung seiner Regierung angeboten, Dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak sagte Obama nach Angaben von dessen Büro, die Beziehungen zwischen beiden Staaten seien ein Eckstein für Frieden und Sicherheit in Asien. Beide Staatschefs hätten sich außerdem auf eine enge Kooperation beim Umgang mit der globalen Finanzkrise geeinigt. Die künftige Ausrichtung der Nordkorea-Politik Washingtons nach dem Sieg des Demokraten Obamas bei der US-Präsidentenwahl gilt in Südkorea neben Handelsfragen besondere Aufmerksamkeit. Obama hatte während des Wahlkampfes angedeutet, prinzipiell auch zu einem Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il bereit zu sein. Zusammen mit Südkorea und anderen Ländern bemühen sich die USA derzeit im Rahmen der sogenannten Sechs-Parteien-Gespräche, Nordkorea zum kompletten Abbau seiner umstrittenen Nuklearaktivitäten zu bewegen. Weitere Telefongespräche führte Obama am Donnerstag mit dem britischen Premierminister Gordon Brown, dem australischen Ministerpräsidenten Kevin Rudd, dem kanadischen Ministerpräsidenten Stephen Harper, dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert und dem japanischen Ministerpräsidenten Taro Aso. (dpa/AP)

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