Gefahrenzone Schwimmbad?

Das Problem sexueller Belästigungen habe sich durch junge Muslime verstärkt, sagt Polizeigewerkschafter Rainer Wendt. Bäder und die Münchner Polizei mahnen: Nicht übertreiben!
von  Tobias Wolf
Über sexuelle Übergriffe in Schwimmbädern ist eine hitzige Diskussion  entbrannt.
Über sexuelle Übergriffe in Schwimmbädern ist eine hitzige Diskussion entbrannt.

Düsseldorf/München Steigt die Zahl sexueller Belästigungen zwischen Sprungturm, Umkleide und Liegewiese? Eine Diskussion um sexuelle Übergriffe von Migranten in Schwimmbädern erhitzt derzeit die Gemüter. Der Hintergrund, die Reaktionen, die tatsächlichen Zahlen und die Situation in München:

Der Hintergrund: Ein internes Papier der Düsseldorfer Polizei gelangt an die Öffentlichkeit. Darin wird von einer stark steigenden Zahl von Übergriffen vor allem durch grapschende Gruppen berichtet. Deshalb soll die Beweissicherung verbessert werden. Vor allem solle die Identität von Verdächtigen genauer erfasst werden.

Die Reaktionen: Nur wenig später meldet sich der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt zu Wort. Er fordert Konsequenzen von den Schwimmbad-Betreibern. Sie sollten mehr Sicherheitspersonal einstellen, am besten in Uniform, sagt er der „Funke-Mediengruppe“: „Wir müssen sicherstellen, dass Frauen und Kinder nicht belästigt werden – und zwar egal von wem.“

Das Problem sexueller Belästigungen in Schwimmbädern gebe es zwar schon lange, habe sich aber durch Übergriffe junger männlicher Muslime verstärkt, sagt Wendt.

Darauf versucht ein Polizeisprecher zu beschwichtigen. Von einem enormen Anstieg könne nicht gesprochen werden, sagt er dem WDR. Es sei auch nicht erwiesen, ob die Zahl der Sexualtaten tatsächlich gestiegen sei oder häufiger Anzeige erstattet werde.

Vor einer Dramatisierung warnt auch die Düsseldorfer Bädergesellschaft. Sie könne „nicht bestätigen, dass es irgendeinen Zusammenhang mit Flüchtlingen gibt“, betont Geschäftsführer Roland Kettler.

Auch bei der Polizei gehen die Meinungen auseinander. Während Wendt mehr Sicherheitspersonal fordert, ruft das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) dazu auf, Migranten besser aufzuklären, was erlaubt sei und was nicht. Viele Anzeigen würden zudem zurückgezogen, oft stelle sich ein Verdacht in der Realität auch anders da, sagt LZPD-Sprecher Jan Schabacker. „Ein Übergriff kann zudem so ziemlich alles sein, da gehört schon das Zeigen eines Mittelfingers dazu, der eher wie ein Dummejungenstreich wirkt.“

Die Zahlen: In Nordrhein-Westfalen hat die Polizei seit Jahresanfang 103 Strafanzeigen wegen Sexualdelikten in Bädern aufgenommen. In 44 Fällen waren die Beschuldigten Zuwanderer, wie das LZPD mitteilt.

Nach Polizeiangaben wurden 2014 in Düsseldorf sieben Anzeigen zu sexueller Belästigung in den Bädern erstattet, im vergangenen Jahr 17 und heuer acht – und das bei etwa zwei Millionen Badegästen im Jahr.

Die Situation in München: In den Bädern in Stadt und Landkreis München verbucht die Polizei sowohl bei Sexualdelikten (etwa Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung) als auch bei sexuellen Beleidigungen (an die Brust oder an den Po fassen) einen leichten Anstieg im Jahr 2015 gegenüber 2014.

Bisher kann die Münchner Polizei auf AZ-Anfrage nur Tendenzen liefern. So bewegte sich die Zahl der Sexualdelikte im Jahr 2015 auf dem Niveau von 2013, als 19 Vorfälle gezählt wurden. Zum Vergleich: 2014 waren es 12. Sechs Taten, also die Hälfte, wurden von Nichtdeutschen begangen, heißt es aus der Pressestelle. Nach Nationalitäten unterscheidet die Polizei nicht.

Die Fälle sexueller Beleidigungen 2015 liegen leicht über dem Wert von 2014, als 13 Taten verzeichnet wurden. Wiederum war jeder zweite Täter Nichtdeutscher.

Allerdings warnt die Münchner Polizei vor einer Dramatisierung: „Auch wenn gerade in diesem Deliktsbereich jede Tat, eine Tat zu viel ist: Nimmt man die geringe Anzahl begangener Sexualstraftaten in Münchner Schwimmbädern und rechnet diese auf die hohe Anzahl der Schwimmbäder in München und deren Besucheranzahl um, so ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines sexuellen Übergriffes in einem Münchner Schwimmbad zu werden, verschwindend gering“, sagt Polizeisprecher Markus Ellmeier der AZ.

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