Gefälschte syrische Pässe für Terroristen?

Die britische Tageszeitung Daily Mail will einen florierenden Schwarzmarkt für syrische Dokumente aufgedeckt haben. Unter anderem sollen sie genutzt werden, um IS-Kämpfer nach Europa zu bringen.
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Echt oder gefälscht: Syrische Pässe erhöhen die Chancen auf Asyl und sind unter Flüchtlingen begehrt. Das nutzen Fälscher schamlos aus.
dpa Echt oder gefälscht: Syrische Pässe erhöhen die Chancen auf Asyl und sind unter Flüchtlingen begehrt. Das nutzen Fälscher schamlos aus.

London – Während Flüchtlinge aus den Balkanländern kaum eine Chance auf einen längeren Aufenthalt oder gar Asyl in Europa haben, werden Flüchtlinge aus Syrien in beinahe 100 Prozent aller Fälle nicht wieder abgeschoben. Bereits vor einigen Wochen war daher schon einmal publik geworden, dass offenbar einige Schleuser syrische Pässe gefälscht hatten, um Flüchtlinge nach Europa und Deutschland zu bringen.

Das von der Daily Mail dokumentierte System geht allerdings noch deutlich weiter. Ein Reporter der Zeitung hatte undercover im Umfeld eines türkischen Flüchtlingslagers recherchiert und dabei ein komplexes Netzwerk zur Identitätsbeschaffung aufgedeckt.

2.000 Dollar für die Identität eines toten Syrers

Demnach hatte der Reporter von einem Fälscher eine komplette syrische Identität, bestehend aus Reisepass, Personalausweis und Führerschein zum Preis von 2.000 US-Dollar eingekauft. Offenbar haben die Fälscher im vom Bürgerkrieg zerrütteten Syrien zahlreiche Blanko-Ausweisdokumente an sich gebracht. Innerhalb von vier Tagen nach der Bestellung präsentierten sie dem Undercover-Reporter schließlich seine neuen Dokumente. Sie trugen das Bild des Mannes, enthielten jedoch die Identität eines Syrers, der 2014 in Aleppo ums Leben kam.

Die Fälscher prahlten damit, dass ihre Dokumente auch IS-Terroristen die Einreise nach Europa ermöglicht hätten. Dort sollen sie dann angeblich Schläferzellen gründen oder die neue Identität nutzen, um ohne Strafe für vergangene Verbrechen ein neues Leben zu beginnen. Außerdem sollen Migranten aus osteuropäischen Ländern zu den Kunden der Fälscher zählen.

Dass Terroristen die Flüchtlingskrise ausnutzen, um unbehelligt nach Europa zu gelangen, ist ein willkommenes Argument für Staaten, sich gegen die Aufnahme weiterer Kriegsflüchtlinge aus Syrien und anderen Krisenländern zu wehren. Darüber, wie hoch diese Gefahr tatsächlich ist, gehen die Meinungen jedoch weit auseinander.

Während Beobachter in Syrien und im Irak es nicht für ausgeschlossen halten, dass sich bereits kleine Gruppen Terroristen unter die Flüchtlingsmassen gemischt haben, beteuern beispielsweise deutsche und französische Behörden, bisher keine Anhaltspunkte für eine entsprechende Gefahr zu kennen. In diesem Zusammenhang ist daher schwer absehbar, wie sehr die Angaben des Fälschers tatsächlich der Wahrheit entsprechen.

Syrische Rebellen klauen Blanko-Pässe für Fälscher

Wie die Fälscher gegenüber dem Daily Mail Reporter angaben, wissen die Rebellen, die gegen Machthaber Assad kämpfen, jedenfalls um den Wert von Ausweisdokumenten. Sie plündern daher angeblich gezielt Verwaltungsbüros und stehlen Blanko-Dokumente sowie die dazu gehörigen Drucker zur Finalisierung der Pässe. Anschließend würden sie die Dokumente und Geräte den Fälschern im Gegenzug für neue Identitäten überlassen.

„Jeder will jetzt ein Syrer sein, weil jetzt jeder die Syrer willkommen heißt“, sagte ein Fälscher dem Reporter. „Es gibt Palästinenser, Ägypter, Iraker, Menschen von überall in der arabischen Welt, die jetzt vorgeben, Syrer zu sein, damit sie ein neues Leben in Europa beginnen können.“

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