Gefährliche Zeugen
Sie haben mit KT noch eine Rechnung offen: Peter Wichert und Wolfgang Schneiderhan
BERLIN Die beiden Männer, die der Kundus-Untersuchungsausschuss gestern als Zeugen vernahm, galten lange Zeit als die eigentlichen Herrscher über das Verteidigungsressort – egal, wer unter ihnen gerade Minister war: Wolfgang Schneiderhan und Peter Wichert. Mit dem Bild eines mächtigen Befehlshabers hatte der heute 63-jährige Schneiderhan als Generalinspekteur und ranghöchster Soldat jedoch wenig gemein. Der gelernte Panzeroffizier aus Schwaben galt als warmherzig und nahbar selbst für Rekruten. Auch Kritiker lobten seine Geradlinigkeit.
Schneiderhan war der dienstälteste Generalinspekteur seit Einführung des Amtes 1957. Er übernahm den Posten 2002 unter Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD). Den Umbau der Bundeswehr zu einer Armee im Einsatz gestaltete der Vier-Sterne-General maßgeblich mit. 2008 erlaubte ihm Ressortchef Franz Josef Jung (CDU), über das bei Generalen übliche Ruhestandsalter von 62 Jahren hinaus im Amt zu bleiben. Nach dem Luftangriff bei Kundus erklärte Schneiderhan, er habe keinen Grund daran zu zweifeln, dass der örtliche Kommandeur Georg Klein militärisch angemessen gehandelt habe. Im Zuge der Informationspannen nach dem Angriff drängte ihn Minister Karl-Theodor zu Guttenberg im November 2009, seine Entlassung einzureichen.
Das Gefühl, dass die Karriere von einem Tag auf den anderen zu Ende geht, kennt auch der 64-jährige Wichert sehr genau. Für ihn war es im vergangenen November nicht das erste Mal, dass er als beamteter Staatssekretär im Verteidigungsministerium in den einstweiligen Ruhestand geschickt wurde. Wichert hatte seinen Posten erstmals unter dem CDU-Minister Gerhard Stoltenberg erhalten und es unter dessen Parteifreund Volker Rühe weitergeführt. Nach neun Amtsjahren drängte ihn der SPD-Minister Scharping im Jahr 2000 das erste Mal aus dem Amt. CDU-Mann Jung holte ihn 2005 zurück. Der Oberstleutnant der Reserve und promovierte Jurist begann seine Beamtenlaufbahn in der Kölner Oberfinanzdirektion und wechselte 1976 ins Bundesfinanzministerium.
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