Gebrauchsanweisung für die Wiesn

Von der Kalorien-Bombe bis zum Kater-Frühstück, von der Dirndl-Pflege bis zur Gewalt-Prävention: Die AZ präsentiert 16 Fakten zum Oktoberfest. Ein guter Tipp für jeden Festtag auf der größten Party der Welt.
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Wie prostet man sich richtig zu?
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Ihren BH bekommt sie nie wieder, sagt der Festwirt.
Mike Schmalz 2 Ihren BH bekommt sie nie wieder, sagt der Festwirt.

MÜNCHEN - Von der Kalorien-Bombe bis zum Kater-Frühstück, von der Dirndl-Pflege bis zur Gewalt-Prävention: Die AZ präsentiert 16 Fakten zum Oktoberfest. Ein guter Tipp für jeden Festtag auf der größten Party der Welt.

1. Wieviel Kalorien hat ein durchschnittlicher Wiesn-Abend?

„Ein halbes Hendl, eine große Breze, zwei Maß Bier und eine Hand voll gebrannter Mandeln haben rund 2780 Kilokalorien“, sagt Dr. Martin Hofmeister von der Verbraucherzentrale Bayern. Dem gegenüber stehen etwa 500 kcal, die bei einem vierstündigen Wiesnbesuch mit Spazierengehen, Tanzen, Sitzen und zwei Fahrgeschäften verbraucht werden. Wer weniger Oktoberfett ansetzen will, isst statt Hendl (700 kcal) Steckerlfisch (400 kcal) und statt der ganzen Breze eine halbe und lieber einen Radi dazu.

2. Wieviel kostet es, einen Türsteher zu bestechen?

„Wir haben festgestellt, dass die Gäste es meist mit einem 50-Euro-Schein probieren“, sagt ein Türsteher, der seit 19 Jahren auf der Wiesn arbeitet und nicht genannt werden möchte. Beim Käfer, vorm Weinzelt und vorm Hippodrom zücken Gäste bis zu 500 Euro. „Mit einem 100-Euro-Schein hat man gute Chancen, reinzukommen – vor allem am letzten Wochenende, weil dann die Angst vor einem Rauswurf nicht mehr so stark ist“, so der Experte. Wird ein Türsteher, der zehn Euro die Stunde verdient, beim Geldannehmen erwischt, fliegt er. Mit 100 Euro ist der letzte Tag aber schon verdient.

3. Geht auch was, wenn ich kein Bestechungsgeld zahlen will?

Klar: Seiteneingänge sind besser als Vor- und Hintereingang. „Je kleiner die Tür, desto größer die Chance“, so ein Türsteher zur AZ. Am allerbesten in der Mitte an die Bedienungseingänge stellen. Sprechen Sie die Bedienung nett an, markieren Sie den potenten Konsumenten, der viel essen und trinken will. Ergebnis: Sie wittert ein Geschäft und nimmt Sie mit ins Zelt.

4. Wie kriege ich nach Zeltschluss möglichst schnell ein Taxi?

„Auf keinen Fall an der Wiesn stehen bleiben, sonst warten Sie ewig“, sagt Hans Meißner, Vorstand von Taxi München eG. „Gehen Sie in die Himmelsrichtung, in der Sie wohnen, und halten Sie auf dem Weg ein Taxi an. Das geht schneller – zumal an Wiesnabenden jedes Auto im Einsatz ist – wir haben 3000.“

5. Wie stoße ich mit einer Maß korrekt an?

„Die Hand nicht durch den Griff ans Glas legen. Da kann man sich die Finger brechen, wenn das Gegenüber fest anstößt“, sagt Braumeister Frank Peifer von der Brauerei Weihenstephan. „Mit der Hand nur den Henkel umfassen.“ Und dann? Die Maß am Tisch aufsetzen oder nicht? „Ich kenn’ bloß Anstoßen, trinken und Absetzen“, sagt Wiesnstadtrat Helmut Schmidt. „Vorher aufsetzen hab’ ich in 49 Jahren auf der Wiesen nie erlebt.“ Na dann.

6. Was hilft wirklich gegen Kater?

„Reichlich Mineralwasser und Saftschorle trinken, um die fehlende Flüssigkeit zu ersetzen“, sagt Dr. Martin Hofmeister von der Verbraucherzentrale. „Saure, scharfe oder salzige Speisen helfen gegen Übelkeit. Säure fördert Alkoholabbau, Salz ersetzt verlorene Mineralstoffe und scharfe Gewürze regen die Verdauung an.“ Typische Katerspeisen wie Rollmops, Salzstangen oder Essiggurken haben also ihre Berechtigung. „Manchen hilft auch ein Espresso mit Zitronensaft“, so Hofmeister. „Koffein in Verbindung mit Zitronensäure blockiert ein Enzym, das an der Freisetzung von Prostaglandinen beteiligt ist. Die spielen eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Kopfschmerz.“

7. Wie schnell muss ich trinken, damit mein Bier nicht lack wird?

„Das hängt davon ab, wie kalt das Bier ist. Je wärmer, desto schneller ist die Kohlensäure weg“, sagt Braumeister Frank Peifer. Richtig gut schmecke Bier nur in der ersten halben Stunde. „Da kommt man natürlich auf eine ganz schöne Taktzahl.“

8. Wie kann es sein, dass ich problemlos zwei Maß trinken kann, aber sobald ich einmal pinkeln war, ständig zur Toilette muss?

„Wenn man anfängt zu trinken, muss das Bier erst durch den Darm, ehe es in die Blutbahn aufgenommen und in den Nieren filtriert, also zu Urin, wird – das dauert eine Weile“, erklärt Dr. Kathleen Herkommer, Urologin im Klinikum rechts der Isar. Ist das Bier dort erst angekommen und wird dann weiter getrunken, ist der Prozess in Gang gesetzt, und man muss immer wieder auf Toilette. Dazu kommt: Alkohol blockiert im Blut ein Hormon, das den Harndrang hemmt. Der lässt sich durch salzreiche Kost drosseln – die bindet Wasser im Körper. Am besten also zum Bier ein Hendl essen.

9. Wie kriege ich Hendl-Flecken aus dem Dirndl?

„Mit Gallseife. Die gibt es als Sticks zum Einstecken“, sagt Anette Mehler von der Fachakademie für Hauswirtschaft. Den Stick (2,50 bis 3,30 Euro) befeuchten und über die Stelle reiben. Vorsicht: Bei ganz neuem Stoff können Wasserränder entstehen! Seide kommt also lieber in die Reinigung. Die Expertin: „Am besten im Vorfeld mit Servietten arbeiten!“

10. Wo kriege ich heuer auf der Wiesn Zigaretten?

Nicht mehr in den Zelten. Wer seinen Platz im Wiesnzelt nicht aufgeben will, sollte sich deshalb vorab eindecken. Insgesamt gibt’s auf der Wiesn elf Verkaufsstellen – allesamt auf der Wirtsbuden- bzw. der Matthias-Pschorr-Straße.

11. Wie bringe ich eine Achterbahnfahrt ohne Übelkeit hinter mich?

„Vor 30 Jahren beschwerte sich ein Mann, dass er im Zweier-Looping nur durch einen Looping gefahren sei“, erzählt Schausteller-Sprecher Edmund Radlinger. „Er habe das genau gemerkt – obwohl er die Augen zu hatte. Wer Angst hat, ihm könnte schlecht werden, macht also am besten die Augen zu.“ Und: Erst fahren, dann essen und trinken.

12. Viele Wiesnbesucher werfen im Hofbräuzelt BHs oder Unterhose hoch zur Aloisius-Figur. Bekommensie die eigentlich zurück?

Nein. „Die sind einem solchen Zustand, dass sie keiner mehr haben will“, sagt Hofbräu-Festwirt Günter Steinberg. „Wir klauben sie mit einer Stange jeden zweiten oder dritten Tag runter. Anschließend werden sie sofort weggeschmissen.“ Früher wurde die Unterwäsche noch ins Fundbüro gebracht. „Aber die Beschäftigten dort verweigerten irgendwann die Annahme.“

13. Wo kriege ich als Bierleiche ein Dach über den Kopf?

„Völlig Betrunkene nehmen wir nicht“, sagt Schwester Monika, Leiterin der katholischen Bahnhofsmission. Wenn alle Stricke reißen, kriegen aber Frauen eine Isomatte und eine Decke – aber nicht mehr als zehn Personen pro Nacht. Männer dürfen nicht in der Bahnhofsmission schlafen. Sie werden ans Männer-Übernachtungsheim (Pestalozzistr.) oder an die Notübernachtung (Pilgersheimer Str.) vermittelt. Schwester Monika: „Wir rufen auch Angehörige an oder strecken Tickets vor.“

14. Wie halte ich mich möglichst lange auf dem Teufelsrad?

„Tragen Sie Schuhe mit weichen Gummisohlen“, empfiehlt Schausteller-Sprecher Edmund Radlinger. So hinsetzen, dass das Hauptgewicht auf den Sohlen ruht und schauen, dass Sie möglichst schnell in die Mitte kommen. „Da wirken die Fliehkräfte am wenigsten.“ Dann heißt’s nur noch, Ball und Lasso auszuweichen. „Wenn Sie bis zum Schluss durchhalten, sind Sie froh, wenn Sie runter dürfen.“

15. Wie bringe ich die Band dazu, mein Wunschlied zu spielen?

Thomas Wohlschläger, Chef der „Kirchdorfer“ im Hackerzelt: „Jeder kann kommen und sich was wünschen. Nett fragen, ob wir den Song in unserem 500 Lieder-Repertoire haben. Traditionell erwarten wir ein gutes Trinkgeld, das ist eine Frage des Anstands. Nur ,Happy Birthday’ spielen wir nicht so gerne, das wünschen sich jeden Tag ungefähr 50 Leute. So oft kann man’s nicht spielen.“

16. Wie vermeide ich eine Schlägerei?

„Am Wichtigsten ist: nicht provozieren“, sagt Iris Ohain vom Kommissariat Prävention und Opferschutz. Ja, schon – aber wie? „Zeigen Sie keine Dominanz. Die Arme nicht erheben, keine Fäuste ballen.“ Und: „Belehren Sie nie einen Betrunkenen – er fühlt sich in dem Moment stark und mächtig. Das macht ihn nur wütender“, sagt Ohain. Stehen Sie normal da, die Arme locker am Körper. Blicken Sie ihm in die Augen, so weiß er: Hier steht kein Opfer. Halten Sie trotzdem etwa einen Meter Abstand. Mit der Sie-Form schaffen Sie auch verbal Distanz. Da Betrunkene Reize nur sehr langsam verarbeiten, sollten Sie einen Aggressor mit bildreicher Sprache vor den Folgen einer Schlägerei warnen – etwa so: „Hören Sie auf! Wenn Sie zuschlagen, kommt die Polizei. Die führt Sie in Handschellen ab und bringt Sie mit Blaulicht ins Gefängnis!“

Thomas Gautier, Daniela Transiskus

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