Gaza: UN-Hauptquartier im Bombenhagel

GAZA/TEL AVIV - Israel verschärft seine Angriffe auf Gaza-Stadt massiv - und wirft sogar Bomben auf das Hauptquartier der Vereinten Nationen und eine Klinik. Die internationale Gemeinschaft reagiert empört, zehntausende Palästinenser befinden sich auf der Flucht.
Dramatische Zuspitzung im Gazastreifen: Ungeachtet aller diplomatischen Bemühungen um eine Feuerpause beschoss die israelische Armee gestern in Gaza-Stadt das UN-Hauptquartier, ein Krankenhaus sowie ein Haus mit internationalen Medienbüros. Das Hauptquartier des UN-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser wurde teilweise zerstört, ein Lagerhaus mit tausenden Tonnen Lebensmittelhilfe und ein Treibstofflager standen in Flammen. Israelische Bodentruppen rückten gleichzeitig massiv ins Stadtzentrum vor.
„Das ist eine Katastrophe für uns“, sagte ein Sprecher der Vereinten Nationen. Die Hilfsorganisationen stellten vorerst alle Tätigkeiten im Gazastreifen ein. 40 000 Einwohner waren nach UN-Angaben auf der Flucht und versuchten, in internationalen Schulen und Gebäuden von Hilfsorganisationen Schutz zu finden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der sich gerade auf Vermittlungsmission im Nahen Osten befindet, protestierte umgehend scharf gegen den Beschuss des Hauptquartiers. Noch während einer Pressekonferenz mit der israelischen Außenministerin Zipi Livni sagte Ban: „Ich habe meinen scharfen Protest und meine Empörung deutlich gemacht und eine vollständige Untersuchung gefordert.“ Verteidigungsminister Ehud Barak habe ihm gegenüber zugestanden, dass der Beschuss „ein schwerer Fehler gewesen“ sei.
Steinmeier: "Diese Angriffe sind nicht akzeptabel"
Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der sich zum zweiten Mal binnen einer Woche in der Krisenregion aufhält, verurteilte die israelischen Angriffe auf UN-Einrichtungen: „Das sind militärische Angriffe, die nicht akzeptabel sind“, sagte Steinmeier nach einem Gespräch mit dem palästinensischen Premier Salam Fajad. „Spätestens jetzt muss ein Ausweg aus der Spirale der Gewalt gefunden werden.“ Fajad bezifferte die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Kämpfe auf 1067.
Unter diesen Toten befinden sich laut Kinderhilfswerk Unicef mindestens 300 Kinder. „Die Kinder im Gazastreifen befinden sich in einer dramatischen Situation. Jeden Tag werden mehr Kinder traumatisiert“, berichtete ein Unicef-Sprecher. Im Schnitt kämen im Gazastreifen täglich 170 Kinder zur Welt, der Anteil der Hausgeburten nehme immer mehr zu. „Viele Frauen trauen sich nicht mehr nach draußen, und die überfüllten Krankenhäuser schicken werdende Mütter nach Hause.“
Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad goss unterdessen weiter Öl ins Feuer. Er erneuerte seine Drohungen gegen den Staat Israel und zeterte, das „zionistische Regime“ habe in der Region des Nahen Ostens keinen Platz.