Gaza: Israel droht der Hamas mit „Krieg bis zum bitteren Ende“
GAZA/JERUSALEM - Im Gazastreifen herrscht das blanke Grauen: Während Israels Luftwaffe auch am dritten Tag der „Operation Gegossenes Blei“ Dutzende von Angriffen auf Ziele der radikalislamischen Hamas fliegt, steigt die Zahl der toten Palästinenser laut der Gesundheitsbehörde in Gaza auf über 345. In der arabischen Welt gehen viele Menschen aus Solidarität mit den Palästinensern auf die Straße, Bundeskanzlerin Angela Merkel weist der Hamas die Alleinschuld an der Eskalation zu.
Im Gazastreifen herrschte am Montag das blanke Grauen: Während Israels Luftwaffe auch am dritten Tag der „Operation Gegossenes Blei“ Dutzende von Angriffen auf Ziele der radikalislamischen Hamas flog, stieg die Zahl der toten Palästinenser laut der Gesundheitsbehörde in Gaza auf über 345 – 1600 Menschen sind verletzt.
Die neun Krankenhäuser in der Region seien überfüllt, in manche Kühlfächer der Leichenhallen würden gleich drei Tote hineingequetscht, berichten Augenzeugen. Die trauernden Familien würden aufgerufen, die Toten rasch abzuholen und zu begraben – auch aus Furcht vor Epidemien. Bei einem Luftangriff in Dschebalia seien gleich fünf Töchter einer Familie getötet worden. Die jüngste war vier Jahre alt.
Israel will mit den Luftangriffen den ständigen Raketenbeschuss seiner Grenzorte aus dem Gazastreifen unterbinden – auch am Montag feuerten Palästinenser wieder über 60 Geschosse auf Israel ab. Zugleich verstärkten sich die Anzeichen für eine baldige Bodenoffensive der Israelis. Zudem beschoss die Marine von der See aus Hamas-Stellungen – darunter ein Gebäude der Islamischen Universität.
Israels Vize-Generalstabschef: "Das Schlimmste steht uns noch bevor"
Israels Vize-Generalstabschef Dan Harel sagte, man befinde sich erst am Anfang des Kampfes: „Das Schlimmste ist noch nicht ausgestanden, es steht uns noch bevor.“ Verteidigungsminister Ehud Barak schloss Verhandlungen mit der Hamas erneut aus: Israel führe einen „Krieg bis zum bitteren Ende“. Die Luftangriffe richteten sich nicht gegen die palästinensische Bevölkerung, sondern alleine gegen die Hamas.
Auch der Vizebotschafter Israels in Deutschland, Ilan Mor, verteidigte die Angriffe: Israel übe sein Selbstverteidigungsrecht aus. „Die Hamas-Terroristen wollen Israel vernichten.“ Der künftige US-Präsident Barack Obama wollte sich vorerst nicht selbst zur Eskalation im Nahen Osten äußern. Er wolle aber das „besondere Band“ zwischen den USA und Israel respektieren und helfen, Frieden und Sicherheit zu schaffen, ließ er seinen Berater David Axelrod mitteilen.
John Alterman vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien in Washington vermutet, dass die israelische Regierung ihre Angriffe auf die Polit-Kalender zu Hause und in den USA abgestimmt habe. Die Kandidaten, die am 10.Februar zur Parlamentswahl in Israel anträten, wollten Stärke gegenüber der Hamas demonstrieren. Und wahrscheinlich seien die Angriffe vor dem Machtwechsel im Weißen Haus erfolgt, da man sich nicht sicher sei, wie der neue Präsident reagiert hätte. Alterman: „Ich glaube, Obama wird Israel unterstützen, aber er wird skeptischer sein.“
Istanbul sagt alle Neujahrsfeiern ab - aus Solidarität mit den Menschen im Gazastreifen
Die arabische Welt zeigte auch gestern ihre Wut über die israelischen Angriffe. Im Iran begann eine einflussreiche Gruppe konservativer Geistlicher mit der Registrierung von Freiwilligen zum Kampf gegen Israel, in der irakischen Hauptstadt Bagdad demonstrierten Anhänger des radikalen schiitischen Geistlichen Muktada Al-Sadr gegen die israelische Offensive. Die Türkei stellte aufgrund der israelischen Luftangriffe alle Vermittlungsbemühungen im Nahen Osten ein. Israel führe einen Krieg gegen die Palästinenser, sagte der türkische Außenminister Ali Babacan. Die Metropole Istanbul strich aus Solidarität mit den Menschen im Gazastreifen alle offiziellen Neujahrsfeiern.
Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte sich dagegen klar an die Seite Israels: Die Verantwortung für die jüngste Entwicklung liege „eindeutig und ausschließlich bei der Hamas“, versicherte sie Premier Olmert in einem Telefonat.
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