Gaucks Griechenland-Besuch: Wohltuend aufrichtig
Der Chefreporter Matthias Maus über Joachim Gaucks Griechenland-Besuch.
Er läuft über rote Teppiche, findet warme Worte und sitzt immer in der ersten Reihe. Fast könnte man den Bundespräsidenten beneiden. Wie heikel und wie tückisch dieses Amt sein kann – und zwar nicht nur für das Staatsoberhaupt, sondern für das ganze Land, das er repräsentiert – das hat Joachim Gauck in Griechenland erlebt. Und er hat etwas gut gemacht.
Gut gemacht in dem Sinne, dass er mehr als sieben Jahrzehnte nach den Verbrechen der Deutschen in Griechenland endlich klare, unmissverständliche Worte fand: Dass er von „Unrecht“ sprach, von „verbrecherischen Befehlen“ hinter denen man sich nicht verstecken dürfe. Das war wohltuende Aufrichtigkeit, die zwei Nachkriegsgenerationen fast komplett vermieden haben. Dass Gauck finanziell nichts „wiedergutmachen“ kann, das war die zweite, die heiklere Botschaft. Sein Hinweis, er sei nicht Mitglied der Regierung, ist mehr als eine Formalie.
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Rechtlich mag das Thema Reparationen erledigt sein, moralisch ist es das nicht. Und daraus erwächst Deutschland eine Verpflichtung. Es geht nicht um ein paar Millionen Entschädigung für die Opfer der Nazis. Es geht um die knallharte Euro-Krisenpolitik der Bundesrepublik, die viele in Griechenland für den dramatischen Absturz ihres Lebensstandards verantwortlich machen. Die Griechen wollen eine Perspektive. Und da kann Deutschland mehr anbieten als Spardiktate. Das aber ist tatsächlich eine Aufgabe für die Regierung. Nicht für Gauck.