Gauck würdigt Luxemburgs Rolle in Europa
Europa in Klein: Das deutsche Staatsoberhaupt lobt das international geprägte Luxemburg als tolerantes Land. Nicht überall sei man so weit, sagt Gauck bei seinem ersten Staatsbesuch im Großherzogtum.
Luxemburg - Luxemburg ist als Heimat für viele Ausländer nach Ansicht von Bundespräsident Joachim Gauck ein Ort, an dem man Toleranz gut lernen kann. "Wer schon im eigenen Wohnviertel mehrere Kulturen erlebt und mehrsprachig aufwächst, der tut sich oftmals leichter mit Fragen der Einwanderung und der Integration, auch des politischen Asyls", sagte Gauck am Montag bei seinem ersten Staatsbesuch in Luxemburg. Knapp die Hälfte der rund 550 000 Einwohner in Luxemburg hat einen ausländischen Pass.
"Leider ist es in Europa vielerorts immer noch so, gelegentlich auch in Deutschland, dass Vorbehalte gegenüber den "Anderen" - wer immer damit gemeint ist - besonders dort verbreitet sind, wo es wenig Vielfalt oder Fremde gibt", sagte Gauck. Toleranz sei dem Menschen nicht in die Wiege gelegt. Sie müsse und könne erlernt werden.
"Ich glaube, Luxemburg ist ein guter Ort, um sich das vor Augen zu führen", sagte er bei einem Empfang im Rathaus der Hauptstadt. Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt sind bis Mittwoch im Großherzogtum zu Gast.
Zuvor hatte Gauck (74) Luxemburgs versöhnliche Rolle nach dem Zweiten Weltkrieg gewürdigt. "Ich bin den Menschen dankbar, die uns Deutschen die Hand zur Versöhnung gereicht haben. Das war nicht selbstverständlich", sagte der Präsident nach einer Kranzniederlegung am Nationaldenkmal zum Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkriegs.
Heute seien Luxemburg und Deutschland "freundschaftlich und vielfältig" miteinander verbunden. "Es ist einfach Glück, was man da empfindet. Dass die Zeiten sich so geändert haben." Es sei eine wichtige Geste, dass Gauck zu Beginn seiner Visite das Denkmal der Luxemburger Solidarität besucht habe, sagte Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel.
Der Besuch an einem solchen Mahnmal verpflichte, "sich mit Freunden für Frieden und Freiheit in Europa einzusetzen", sagte Gauck zu Vertretern von Veteranen-Vereinigungen. Wer sich mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftige, "der weiß auch, was wir an unserer Demokratie haben". Es sei ein "Geschenk, das wir bewahren und dafür kämpfen müssen", sagte er zu deutschen und luxemburgischen Schülern.
Zuvor war der Bundespräsident vom Luxemburger Großherzog Henri (59) am Palast begrüßt worden. Am Dienstag wird Gauck ein Pumpspeicherkraftwerk in Vianden besuchen, das Strom nach Deutschland liefert. Am Mittwoch ist ein Abstecher ins saarländische Perl in das deutsch-luxemburgische Schengen-Lyzeum geplant. Luxemburg ist nach Malta das zweitkleinste Land der EU.
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