Gauck sammelt Punkte - auch im Lager der Regierung

Es gibt überraschend viel Zuspruch aus FDP und Union für den Präsidentschafts-Kandidaten der Opposition. Das alles kann der Kanzlerin gar nicht gefallen.
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Es gibt überraschend viel Zuspruch aus FDP und Union für den Präsidentschafts-Kandidaten der Opposition. Das alles kann der Kanzlerin gar nicht gefallen.

Er hat keine Chance, doch Joachim Gauck könnte sie nutzen. Der Kandidat von SPD und Grünen bei der Bundespräsidentenwahl sammelt überraschend Punkte – auch im Lager der Regierung. Der ehemalige Bürgerrechtler erfährt Unterstützung von unwahrscheinlichster Seite. Das alles kann der Kanzlerin gar nicht gefallen.

Die Wahl am 30. Juni (spielfrei bei der WM) ist rechnerisch eigentlich schon gelaufen. In der Bundesversammlung hat Schwarz-Gelb eine komfortable Mehrheit von 21 Stimmen. Außerdem hat die Linke Probleme mit dem ehemaligen Pfarrer, der in der DDR gegen das Regime aufstand und der auch noch Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde war.

Alles klar also? Mitnichten: „Ich habe große Sympathien für Joachim Gauck“, sagt Wolfgang Gerhardt, immerhin einst FDP-Chef. Sein Nachfoler Guido Westerwelle hat dagegen brav den Regierungskandidaten Christian Wulff abgenickt. „Es gibt keinen Blankoscheck für Christian Wulff“, sagt Holger Zastrow, Sachsensens FDP-Chef. „Ich unterstütze Joachim Gauck“, sagt die langjährige FDP-Grande Dame Hildegard Hamm-Brücher: „Seine Kandidatur gibt gibt in unserer verunsicherten Demokratie in Ost und West auf jeden Fall ein Zeichen der Hoffnung.“ Liberale im Osten wollen sich noch abstimmen, ob sie für Wulff stimmen. „Wir werden darüber zu sprechen haben, ob wir trotz Bedenken mit Christian Wulff als Kandidaten leben können“, sagt Sachsen-Anhalt FDP-Fraktionschef Veit Volpert.

Aber auch in der Union gibt es Lob für Gauck und Kritik am Verfahren zur Kandidatur von Christian Wulff: „Ich frage mich, warum wir uns nicht mit der SPD auf Joachim Gauck einigen konnten, sagt Brandenburgs ehemaliger CDU-Innenminister Jörg Schönbohm. Und Lothar de Maiziere, lobt „die Statur“ Gaucks, der „ein guter Kandidat“ sei.

Gauck selbst hatte bei seiner Vorstellung gesagt, er hätte die Kandidatur auch „begeistert“ auf Bitten von Bundeskanzlerin Angela Merkel angenommen. Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich auf Christian Wulff versteift – weitgehend im Alleingang, wie sich jetzt herausstellt. Ein aktiver Politiker aus dem eigenen Lager sollte es sein, wohl auch, weil sie nicht weitere Querschüsse aus dem Schloss Bellevue fürchten wollte wie bei Köhler.

Genau diese Unabhängigkeit schätzen die Bürger laut Umfragen an Köhler, und Gauck spielte am Wochenende subtil mit dieser Unabhängigkeit: Es sei „gut, wenn der Präsident mitten aus dem Volk kommt.“ Parteien seien wichtig, aber: „dieses Amt sollte keine Beute von Parteien sein“.

Führende Unionspolitiker machen sich derweil Mut. Die Wahl von Christian Wulff (50) sei „nicht gefährdet, sagte CDU-Generalsekretär Wolfgang Gröhe. CSU-Chef Horst Seehofer nannte Wulff „den richtigen und den besseren Kandidaten“. Wulff sagte, er wolle Brücken bauen und Gegensätz überwinden“. Er nimmt sich viel vor. mm.

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