Gabriels Stress mit den eigenen Leuten
BERLIN - Sarrazin, Steinbrück und jetzt noch Münte: Für den SPD-Chef läuft es nicht gerade rund. Miese Umfragewerte machen Siegmar Gabriel zu schaffen und nun auch noch die eigene Partei.
Es schien alles so gut zu laufen für SPD-Chef Sigmar Gabriel: Nach der Amtsübernahme vor einem Jahr ging es Stufe für Stufe bergauf in den Umfragen. Schon stellte sich die Frage, ob er 2013 (oder gar früher) Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel ablöst. Doch seit dem Sommer machen miese Umfragewerte Gabriel zu schaffen. Jetzt bekommt er noch mehr Stress. Auslöser sind die älteren Herren in der Partei.
Lästiger Sarrazin:
Die umstrittenen Thesen des Berliner Ex-Finanzsenators zur Integration dürften der SPD noch viel Ärger bereiten. Gabriel beharrt auf dem Parteiausschluss des SPD-Mannes. Doch das ist wegen der unabhängigen Schiedsgerichte in der SPD leichter, als es klingt. Derweil versucht die SPD Entlastungsangriffe: Für Donnerstagabend berief die Opposition den Haushaltsausschuss zu einer Sondersitzung ein. Der sollte klären, wie genau der Deal zwischen Bundespräsident Christian Wulff, Sarrazin und der Bundesbank ablief. Die drei Seiten hatten gemeinsam einen Kompromiss fürs Ausscheiden Sarrazins aus dem Bundesbank-Vorstand vereinbart.
Mahnender Steinbrück:
Der frühere Finanzminister, der schon häufiger durch markante Sprüche auffiel, legt sich jetzt mit seiner Partei an. Nur mit „dem klassischen Arbeitnehmer und den Geknechteten der Welt“ als Zielgruppe werde die SPD nicht aus ihrem Tief herauskommen, stichelt Peer Steinbrück in seinem neuen Buch „Unterm Strich“. Stattdessen sollten die Genossen Politik für Jüngere, für Existenzgründer und fürs Großstadtpublikum machen. Steinbrück: „Mit platten Gewerkschaftsinteressen“ gehe nichts.
Beleidigter Münte:
Auch Gabriels Vorgänger im Parteivorsitz Franz Müntefering macht jetzt Stress: Er strich demonstrativ seinen Besuch vom SPD-Parteitag nächste Woche in Berlin aus seinem Programm: „Ich habe eine Einladung erhalten, werde aber nicht dort sein“, sagte Münte gewohnt sparsam. Den Ex-Chef frustriert, dass sich die Partei zunehmend von Müntes Vorzeigeprojekt „Rente mit 67“ distanziert und auf Eis legen will. „Das muss ich akzeptieren“, sagte Müntefering. „Aber ich habe die Zweifel nicht.“
mue