FW-Politiker nach Suff-Fahrt: Die Verkehrsakte von Bernhard Pohl

Zu tief ins Glas geschaut und dann auch noch Auto gefahren. Der Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (FW) hat jetzt ein Ermittlungsverfahren wegen Trunkenheit am Steuer am Hals. Es war nicht sein erstes Verkehrsdelikt.
München - Beim Sommerempfang des Landtags auf Schloss Schleißheim feierte Bayerns Politprominenz vor zwei Wochen mit rund 3.000 Gästen den Start in die politische Sommerpause. Einer der Gäste, Bernhard Pohl, Fraktionsvize der Freien Wähler, genoss den Abend und das traumhafte Wetter legitimerweise mit dem ein oder anderen Drink.
Was anschließend nicht mehr ganz so legitim und möglicherweise sogar nicht mehr ganz so legal war: Der 50-Jährige, der auch schwäbischer FW-Bezirksvorsitzender ist, setzte sich betrunken ans Steuer seines Wagens und wurde prompt von der Münchner Polizei aufgehalten. Am Dienstag bestätigte die Staatsanwaltschaft München I einen Bericht der "Augsburger Allgemeinen", dass nun Ermittlungen wegen der Trunkenheitsfahrt gegen Pohl eingeleitet wurden.
Polizei stoppte Pohl mitten in München
Medienberichten zufolge, fiel Pohl einer Polizeistreife im Lehel durch seine unsichere Fahrweise auf. In der Alexandrastraße schließlich habe man den BMW des Rechtsanwalts stoppen können.
Pohl, der merklich alkoholisiert gewesen sein und nach Alkohol gerochen haben soll, musste sich unmittelbar danach in der Münchner Rechtsmedizin einem Bluttest unterziehen. Nach eigenen Angaben hatte Pohl 1,16 Promille Alkohol im Blut. Die Staatsanwaltschaft wollte diesen Wert zunächst nicht bestätigen, das Ergebnis des Bluttests lasse noch auf sich warten. Ab einem Blutalkoholwert von 1,1 Promille gilt ein Autofahrer als absolut fahruntauglich und ein Verstoß gegen das Fahrverbot stellt eine Straftat dar.
Kritik aus der Parteibasis
Pohl hatte vergangene Woche angekündigt, wegen des laufenden Verfahrens sein Amt als Fraktionsvize zunächst ruhen zu lassen. Dennoch rumort es kräftig an der Basis der Freien Wähler, viele Funktionäre fordern nach Medienberichten weitergehende Konsequenzen. Kritik erntet Pohl unter anderem von der Europaabgeordneten Ulrike Müller. "Ich selbst hätte noch am selben Tag alle Ämter abgegeben", sagte Müller der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag).
Am Dienstagabend sollte sich der schwäbische Bezirksvorstand mit der Causa Pohl beschäftigen. Im Kreise anderer Mandatsträger aus Schwaben wurde besprochen, dieses Treffen nun erst einmal abzuwarten. Auch in der Fraktion im Münchner Maximilianeum hieß es, dass es nach der Vorstandssitzung eventuell am Mittwoch eine neue Stellungnahme geben könnte.
Kein unbeschriebenes Blatt
Dass Bernhard Pohl es mit der Straßenverkehrsordnung nicht immer so genau nimmt- mit teils drastischen Folgen - zeigt ein Blick in die Vergangenheit.
Heftigster Vorfall: Im Jahr 2006 wurde er Medienberichten zufolge wegen "Fahrlässiger Tötung" und "Fahrlässiger Körperverletzung" verurteilt. Im Februar war der 50-Jährige, damals noch Stadtrat in Kaufbeuren, in einen schweren Unfall auf der A96 verwickelt. Die Polizei berichtete, dass er als Unfallverursacher mit überhöhter Geschwindigkeit auf ein vor ihm fahrendes Fahrzeug aufgefahren war. Ein Mann wurde bei dem Unfall getötet, dessen Ehefrau schwer verletzt. Pohl bestand damals darauf, nicht zu schnell und auch nicht alkoholisiert unterwegs gewesen zu sein.
Fünf Jahre später, im Jahr 2011, wurde Pohl erneut angezeigt. Diesmal wegen Drängelns und Tempoverstoßes. Seine Behauptung, nicht er sei am Steuer gesessen, sondern ein Bekannter, entpuppte sich später als Falschaussage.
Der Verkehrssünder gibt sich geläutert
Der Verkehrssünder selbst gibt sich nun reumütig. "Nach wie vor bedauere ich zutiefst mein Fehlverhalten, alkoholisiert Auto gefahren zu sein", schrieb er in seiner Erklärung. Er sei nun "nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen, hieraus nicht nur Lehren, sondern auch einschneidende Konsequenzen zu ziehen". Pohl will für die Dauer der aktuellen Legislaturperiode nicht mehr Auto fahren. Diese Entscheidung sei "weit mehr als in einem Verfahren mutmaßlich zu erwarten ist".
"Mein Verhalten im Straßenverkehr war in der Vergangenheit geprägt von mehrfachen Verstößen, die ich aufrichtig bedauere." In seiner politischen Tätigkeit sowie seiner privaten Lebensführung habe er sich dagegen nie etwas zuschulden kommen lassen. "Das eine möchte ich daher von dem anderen strikt trennen. Ich werde deshalb weiter mit voller Kraft den vom Wähler erteilten Auftrag als Abgeordneter des bayerischen Landtags erfüllen.", so Pohl weiter.
Die Region witzelt
Und wer den Schaden einmal hat, braucht für Spott nicht zu sorgen: Der kommt vor allem aus Pohls Heimatstadt Kaufbeuren im Allgäu. Die Gruppe MAK (Mein aktives Kaufbeuren) hat dem Politiker jetzt einen Satire-Song gewidmet. „Gerhard Pohl (Auf dein Wohl)“ heißt das einfühlsame Gitarren-Lied und kann hier angehört werden: