Führende Grüne für Schwarz-Grün in Hamburg
In der Hansestadt könnte ein Bündnis der GAL mit der CDU ein «Leuchtturm» für den Rest der Republik sein, meint die Chefin der Bundestagsfraktion Künast. Doch die Basis vor Ort murrt.
Der Grünen-Mitbegründer und ehemalige Hamburger Stadtentwicklungssenator Willfried Maier hat seiner Partei geraten, in der Hansestadt die Regierung mit der CDU anzustreben. «Alles andere ergäbe nie eine stabile Situation. Rot-Rot-Grün ist jenseits der Realität», sagte Maier der «Hamburger Morgenpost». Wenn die Alternative eine große Koalition sei, sollte die GAL es mit der CDU versuchen. «Was nicht heißt, dass es auch klappt», sagte Maier einschränkend.
Die GAL könnte in einer Regierung mit der CDU das «ökologische, soziale und bürgerliche Korrektiv» sein, sagte Maier, der bei dieser Wahl nicht mehr angetreten war. Damit die eigenen Wähler der GAL keinen Verrat vorwerfen, müsse das Ergebnis einer schwarz-grünen Koalition aber «sehr deutlich vorzeigbar» sein.
Eine neue Option
Auch die Chefin der Grünen-Bundestagsfraktion, Renate Künast, sprach sich erneut für Schwarz-Grün in der Hansestadt aus. «Hamburg hätte das Potenzial, ein 'Leuchtturm', ein Vorbild zu werden», sagte sie dem «Hamburger Abendblatt». Grundsätzlich sei es gut, wenn Rot-Grün nicht mehr die einzige Option sei, was auch rein rechnerisch nicht mehr möglich sei. Rot-Grün sei ein Projekt gewesen, als verkrustete gesellschaftliche Strukturen aufgebrochen werden mussten. «Jetzt geht es bei der Regierungsbildung immer knallhart um die Frage, was man inhaltlich konkret verändern will.» In Anbetracht der starken Abwanderung von Wählern in Hamburg und die Bundestagswahl müssen die Grünen laut Künast wieder mehr Begeisterung auslösen: «Wir müssen in diesem Jahr noch schärfer zeigen, wofür wir stehen, und uns von anderen Parteien abgrenzen.»
?Verheerendes Signal?
An der Grünen-Basis dagegen wächst der Widerstand gegen ein Bündnis mit der CDU in Hamburg. «Mindestens drei Viertel der Basis lehnen Schwarz-Grün ab», sagte Robert Zion vom Landesverband Nordrhein-Westfalen der «Rheinischen Post». Schwarz-Grün «wäre ein verheerendes Signal für den Bund». Die Grünen könnten in Hamburg zur Funktionspartei degradiert werden, was tödlich wäre«, warnte Zion, der im Herbst bei einem Sonderparteitag zur Afghanistan-Frage die Basis erfolgreich gegen den Vorstand aufgebracht hatte. Auch unter jüngeren Parteimitglieder gibt es Widerstand. «Wir sind eben diejenigen, die das klare grüne Profil am meisten verteidigen», sagte der Sprecher der Grünen Jugend, Philipp Albrecht. (AP)