Früher Glücksfall
Seien wir freundlich und sagen: Die SPD dümpelt im Windschatten in diesen Tagen. Nicht, dass die schwarz-gelbe Regierung Meisterleistungen der Navigation böte, ein Vorbild an Orientierung oder nur eine Ahnung, wo es hingeht. Aber Merkels Schlingerkurs beansprucht eine Aufmerksamkeit, die der SPD abgeht. Die Rolle des Gegengewichts haben schleichend die Grünen übernommen, was der Noch-Volkspartei SPD nicht gefallen kann.
Deshalb kann sie das Glück noch gar nicht richtig fassen, das vor ihrer Nase steht. Sie verfügt trotz aller Generationenlücken und Personalnöte über eine Figur, die sie 2013 wieder zur Regierungspartei machen könnte.
Kann Peer Steinbrück Kanzler? Kein Politiker ohne wichtiges Amt ist so populär wie er, und je unklarer Merkels Kurs ist, desto attraktiver erscheint die nüchterne Sachkenntnis des ehemaligen Finanzministers. Desto größer dürfte die Sehnsucht werden, diese Kompetenz unter Beweis zu stellen.
Das Problem ist nur, das Steinbrück-Hoch kommt früh, vielleicht zu früh. Die nächste Bundestagswahl ist in zwei Jahren, Zeit genug, den Glanz der Alternative abstumpfen zu lassen. Und dann ist ja da auch noch die Partei. Die SPD tut sich schwer mit Stars, und die beiden Chefs Gabriel und Steinmeier müssten ihre Egos zähmen, um ein nicht minder großes Ego noch größer rauskommen zu lassen. Wenn ihnen diese Mischung aus Kraftakt und Kunststück gelingt, kann das Projekt Steinbrück gelingen.