Früher den Ruhestand genießen!
Das neue Leben lockt: Immer mehr Deutsche verzichten auf Ansprüche – sie wollen lieber früher als später in Rente gehen. Aber davor sollte man mit spitzem Bleistift rechnen.
Geld oder Leben – das ist die Frage, vor der künftig immer mehr Deutsche stehen: Verzichten sie beim Eintritt in den Ruhestand auf Geld oder arbeiten sie länger, um ihr Auskommen zu haben? Eigentlich war das schon immer das Grundprinzip der Rentenversicherung: Wer früher in den Ruhestand gehen wollte, musste verzichten – oder es sich leisten können.
2012 trat aber eine grundlegende Änderung in Kraft: die Rente mit 67. Wer 2012 regulär in Rente ging, musste dafür bereits einen Monat länger arbeiten, nämlich 65 Jahre und einen Monat. Wollte oder konnte er das nicht, gab es Abzüge – für jeden Monat fehlten 0,3 Prozent ihrer Rente. Und das bis zum Lebensende. Das heißt: Jemand, der exakt mit 65 Jahren statt mit 65 und einem Monat in Rente geht, verliert bei einer angenommenen Rente von 1000 Euro 3 Euro – es werden ihm nur 997Euro ausgezahlt.
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Für ein Jahr summiert sich das auf 3,6Prozent weniger Rente (0,3 mal 12 Monate) oder 36 Euro bei 1000 Euro angenommener Rente – bei maximal möglichen vier Jahren sind’s schon 14,4 Prozent. Bei den Abschlägen orientiert sich die Rentenversicherung stets am neuen gesetzlichen Rentenalter. Will ein heute 54-Jähriger (Jahrgang 1959) schon mit 63 Jahren in Rente – was er unter bestimmten Bedingungen darf – heißt das: Er geht drei Jahre und zwei Monate vor seinem gesetzlichen Rentenalter in den Ruhestand. Das sind 38 Monate, die ihm je 0,3 Prozent Rentenabzug bringen – macht ein Minus von 11,4 Prozent. Außerdem zahlt er natürlich dann 38 Monate nicht mehr in die Rentenversicherung ein.
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Ein Durchschnittsverdiener in Bayern würde so noch einmal einen zusätzlichen Anspruch auf 89 Euro im Monat erwerben – auch dieses Geld fehlt bei einem möglichst frühen Ruhestand. Trotz aller Abzüge: Viele Deutsche wollen früher den Ruhestand genießen – auch mit weniger Geld aus der Rentenkasse.
Vergangenes Jahr haben daher vier von zehn Neu-Rentnern Abschläge hingenommen – das waren eine viertel Million Menschen. Sie gaben sich statt der durchschnittlich ausgezahlten 890 Euro mit nur 803 Euro zufrieden. Dafür gingen sie im Mittel 27 Monate eher in Rente – sie entschieden sich fürs Leben statt fürs Geld. tha
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