Friedrich Merz in der Kritik: Wagt CSU-Chef Markus Söder die Kanzler-Kandidatur?

CDU-Chef Friedrich Merz wackelt als Kanzlerkandidat – wirft der bayerische Ministerpräsident Markus Söder jetzt doch seinen Hut in den Ring? Ein Experte sagt: Unmöglich ist nichts.
von  Ralf Müller
"Mein Platz ist in Bayern", betont Ministerpräsident Markus Söder immer wieder. Doch jetzt, wo CDU-Chef Friedrich Merz im Kreuzfeuer der Kritik steht, fragt sich so mancher, ob er das wirklich auch so meint.
"Mein Platz ist in Bayern", betont Ministerpräsident Markus Söder immer wieder. Doch jetzt, wo CDU-Chef Friedrich Merz im Kreuzfeuer der Kritik steht, fragt sich so mancher, ob er das wirklich auch so meint. © imago

München - In der CDU rumort es um den Vorsitzenden Friedrich Merz und prompt richten sich die Augen auf den CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.

Macht die CDU die Debatte um den Unions-Kanzlerkandidaten neu auf und wirft der CSU-Chef dann erneut seinen Hut in den Ring? Söder hat das immer wieder strikt von sich gewiesen, doch man glaubt ihm nicht so recht - nicht einmal die Künstliche Intelligenz ChatGPT tut das.

Bleibt's beim "Nein" zur Kanzlerkandidatur? "Niemand muss Söders Beteuerungen glauben"

Wird sich der CSU Chef doch noch mal um die Kanzlerkandidatur bewerben? "Es ist schwer zu sagen, wie glaubhaft es ist, wenn der CSU-Vorsitzende Söder betont, er stehe für eine weitere Unions-Kanzlerkandidatur nicht zur Verfügung. Es gibt viele Faktoren, die seine Entscheidung beeinflussen könnten", lautet die Antwort der Künstlichen Intelligenz. Pflichtgemäß fügt ChatGPT hinzu: Söder selbst sagte, dass er für die Kanzlerkandidatur "nicht zur Verfügung" stehe.

Dem Politikwissenschaftler und CSU-Kenner Heinrich Oberreuter fällt die Antwort nicht schwer. Falls die Union ernsthaft vorhätte, die Debatte um die Kanzlerkandidatur noch einmal aufzurollen, müsste sie es dringend noch in diesem Jahr tun, mit reichlich Abstand zur Bundestagswahl, sagte er der "Neuen Zürcher Zeitung": "Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass sie diesen Personalkrieg wieder anfangen werden. Wenn aber doch, dann muss niemand Söders Beteuerungen glauben, er sei in Bayern und bleibe in Bayern und sterbe in Bayern."

Freie Wähler: "Hätte sich Söder durchgesetzt, wären uns Linksruck und AfD-Höhenflug erspart worden"

Schon einmal hatte Söder bekanntlich seine Beteuerung, in Bayern bleiben zu wollen, kassiert und sich mit dem CDU-Vorsitzenden Armin Laschet einen harten Machtkampf um den Kandidatenposten geliefert.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler im bayerischen Landtag und promovierte Politikwissenschaftler, Fabian Mehring, bedauert den Ausgang des Duells immer noch: "Hätte sich Markus Söder gegen Armin Laschet durchsetzen können, hätte die Union die Wahl gewonnen und uns wären jede Menge Ampel-Chaos sowie Linksruck und AfD-Höhenflug erspart geblieben."

Und dann fügt Mehring etwas hinzu, was wie eine halbe Empfehlung für den bayerischen Ministerpräsidenten klingt: "Daraus sollte man unionsintern lernen und zukünftig nicht mehr nach Parteibuch entscheiden, sondern jeweils auf den Besten setzen – egal, ob dieser aus der CDU oder der CSU kommt."

Aufhorchen ließ dieser Tage die rasche und klare Distanzierung Söders von Merz-Äußerungen zu Kooperationen mit der AfD auf kommunaler Ebene. "Wir sind ganz klar gegen jede Form der Kooperation mit der AfD, auch auf kommunaler Ebene", sagte Söder nach einer CSU-Vorstandssitzung.

Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion: "Söder wird in Bayern gebraucht"

Eine gezielte Attacke auf Merz liest Oberreuter aus dem "falschen Signal" Söders aber nicht heraus. Der Ministerpräsident sollte wissen, welche Situationen sich in der kommunalen Selbstverwaltung ergeben könnten.

Soweit zu vernehmen ist, würde eine erneute Kanzlerkandidatur in der CSU nicht auf Begeisterung stoßen. Der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion Winfried Bausback führt die Debatte auf mediale Mechanismen zurück: "Der Berliner Löwe hat sich als Wildschwein entpuppt. Teile der Hauptstadtpresse versuchen jetzt das Sommerloch mit Fragen nach Kanzlerambitionen von Söder zu füllen." Söder "wird in Bayern gebraucht und kämpft im jetzt beginnenden Wahlkampf um jede Stimme in Bayern."

Will Söder tatsächlich Kanzler werden? "Die Zukunft ist immer offen"

Der unterfränkische CSU-Parlamentarier Berthold Rüth glaubt nicht, dass Söder sich noch einmal zur Verfügung stellen wird. Eine Ansicht, die vom niederbayerischen Fraktionskollegen Josef Zellmeier geteilt wird: "Ich glaube nicht, dass er denselben Fehler zweimal macht."

Falls doch, würde das an der CSU-Basis in Franken wie in Niederbayern nicht gut aufgenommen werden. Der ehemalige CSU-Chef Erwin Huber gibt sich abgeklärt-sybillinisch: "Die Zukunft ist immer offen. Wer weiß schon heute, was 2029 los ist."

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