Fremdgänger im Vatikan

ROM Ein etwas delikater Termin: Frankreichs Präsident François Hollande war am Freitag zur Privataudienz bei Papst Franziskus. Offiziell ging es um den Krieg in Syrien (da waren sich beide einig), um die Pläne des Sozialisten zu Homo-Ehe und Abtreibung (da wird es Differenzen gegeben haben). In Frankreich, wo die Mehrheit der Bürger katholisch ist, wurde aber auch thematisiert, dass dieser Besuch mitten in die Wirren um Hollandes Liebesaffäre fällt.
Morgens ging sogar eine kleine Bombe vor einer französischen Einrichtung auf dem Vatikan-Gelände hoch, fünf Autos wurden beschädigt. Bei der Audienz nahmen Beobachter beim Fototermin zum Auftakt eine leichte Anspannung auf Seiten Hollandes wahr. Dann kam das Vier-Augen-Gespräch, beim Abschied war Hollande deutlich lockerer.
Valerie Trierweiler, die (Noch?-)Lebensgefährtin des Präsidenten, war in Rom nicht dabei; das war aber auch nie geplant, weil die beiden nicht verheiratet sind. Aber bei seiner nächsten Auslandsreise, am 11. Februar in die USA, war ihre Anwesenheit eigentlich vorgesehen. Deswegen hat Hollande versprochen, bis dahin zu klären, ob sie noch die Frau an seiner Seite ist. Immerhin will auch Washington wissen, ob man noch ein Damenprogramm vorbereiten solle.
Trierweiler macht jetzt aber ohnehin erstmal ihr eigenes Programm: Gestern verkündete sie, dass sie am Sonntag zu einer Indienreise aufbricht, um für eine Hilfsorganisation zu werben. Das sorgte bei manchen im Elysee für Stirnrunzeln. „Le Parisien“ zitiert einen Mitarbeiter: „So ein Unsinn.“ Erst lasse sie sich für eine Woche wegen Erschöpfung in die Klinik einweisen. Dann, als sie rauskam, kehrte sie nicht ins Elysee zurück, sondern in eine Regierungs-Residenz, „um sich weiter zu erholen“. Und jetzt sei sie plötzlich fit genug für eine Indien-Reise? „Es geht ihr eben besser“, heißt es in ihrem Umfeld. Sie sei auch schon im Park spazieren gewesen.
War auch Trierweiler lange die heimliche Geliebte?
Trierweilers Rechtsanwältin Frédérique Giffard hatte zuvor im „Figaro“ verkündet, das Paar sei nun am „Nachdenken“, wie man eine „würdevolle Lösung“ für die Beziehungsprobleme finde. Ihr sei bewusst, dass eine „Klärung notwendig ist“. Das passte der Mandantin offenbar gar nicht: Sie feuerte die Anwältin.
So wird weiter spekuliert, ob Trierweiler Frankreichs Première Dame bleibt. Eine anonyme Freundin sagte, sie sei zum Verzeihen bereit und wolle eine zehnjährige Beziehung nicht so schnell aufgeben. Diese Bemerkung ist auch insofern interessant, als sich Hollande erst 2007 von seiner vorigen Lebensgefährtin Ségolène Royal getrennt hatte, demnach wäre Trierweiler drei Jahre heimliche Geliebte gewesen. Wobei es wiederum Gerüchte gibt, dass Hollandes Affäre mit der Schauspielerin Julie Gayet auch schon ein wenig länger geht als das bisher bekannte halbe Jahr.
Nun ist Frankreich einigermaßen liberal, was das Liebesleben seiner Präsidenten angeht. Mehrere waren für ihre Seitensprünge bekannt. Die Frau von Jacques „Fünf Minuten“ Chirac, Bernadette, hat Trierweiler sogar eine solidarische Nachricht geschrieben.
Aber: Noch weitere Imagedellen kann sich Hollande, der wirtschaftspolitisch gerade die Kehrtwende schaffen will, im Moment nicht leisten. Und allein die Werbung ist voll von Spott: Der Motorroller-Helm-Hersteller hat Dankes-Anzeigen für die Verzehnfachung seines Umsatzes geschaltet und den Helm ihm zu Ehren umbenannt, Sixt wirbt mit seinen Autos „mit getönten Scheiben“. Und: Jetzt geht die Debatte los, ob Frankreich überhaupt eine Première Dame brauche. Der Präsident könne in seinem Bett treiben, was er wolle, aber der Steuerzahler müsse dem Partner ja keinen Mitarbeiter-Stab zahlen. Hollande hat schon früher Sympathie für die Abschaffung des offiziellen Titels gezeigt: „Wir sind ja nicht der englische Königshof. Schließlich bin ich als ein Mann gewählt worden, nicht als Paar.“