Frauenquote: Kanzlerin und KTG müssen Seehofer retten

Fast vier Stunden liefert sich die CSU auf ihrem Parteitag einen erbitterten Glaubenskrieg. Seehofer muss bis zum Schluss zittern und schrammt dank Guttenberg nur knapp an einer peinlichen Niederlage vorbei.
von  Abendzeitung
CDU-Chefin Angela Merkel als Gast auf dem CSU-Parteitag neben Ministerpräsident Horst Seehofer
CDU-Chefin Angela Merkel als Gast auf dem CSU-Parteitag neben Ministerpräsident Horst Seehofer © dpa

MÜNCHEN - Fast vier Stunden liefert sich die CSU auf ihrem Parteitag einen erbitterten Glaubenskrieg. Seehofer muss bis zum Schluss zittern und schrammt dank Guttenberg nur knapp an einer peinlichen Niederlage vorbei.

Die CSU braucht auf ihrem Parteitag alles, was hart macht. Viagra-Hersteller Pfizer empfängt die gut 1000 Delegierten im Foyer der Halle C auf dem Münchner Messegelände. Drinnen steht auf jedem Tisch eine Dose Red Bull bereit. Und: Karl-Theodor und Angela sind da. Die sollen Horst Seehofer retten. Vor einer Blamage, die ihm die CSU-Basis verpassen will. Das Scheitern der Frauenquote.

„Meine kleine Empfehlung, haben Sie Mut zu Neuem“, legt Bundeskanzlerin Angela Merkel gleich los. „Alle Bedenken, die ich mal hatte, haben sich in Luft aufgelöst.“ Mut zu Neuem hätten die rund 1000 Delegierten an diesem Wochenende schon: Wenn sie nur dürften. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel nur den Namen ihres Verteidigungsministers erwähnt, brandet Jubel auf. Merkel hämisch: „Ist der Applaus jetzt für Karl-Theodor oder die Frauenquote?“ Hinterlistig schaut sie hinunter zu Seehofer. „Hier vorne ist er wohl mehr für Karl-Theodor.“

Guttenberg, Guttenberg, immer nur Guttenberg. Schon bei seinem Eintreffen auf dem Parteitag steckt Seehofer beide Hände tief in die Hosentaschen, als würde er die Fäuste ballen: „Wenn das das einzige Problem ist, das die CSU hat, bin ich ein glücklicher Parteivorsitzender.“ Er jedenfalls hat viele. 46 Delegierte melden sich bei der Quote zu Wort. „Sie ist Unrecht“, sagt JU-Vize Katrin Poleschner. Über eine Stunde streitet die Partei schon. Dann muss unterbrochen werden. Die Kanzlerin kommt aus Brüssel.

„Zwischen all der Frauendebatte mal eine Frau auf der Bühne“, lästert sie und demonstriert, wer das Sagen hat. Als Seehofer sich auf der Treppe eine Stufe über sie stellt, gibt sie ihm das Zeichen: Hinunter. Der CSU-Chef pariert.

Seehofer will die Quotengegener mürbe machen. Nach der Kanzlerin muss erst Guttenberg reden, zur Wehrrechtsreform: „Sieben bis neun Minuten hat mir die Regie für diese große Reform gegeben“, stichelt er. „Sieben bis neun Minuten.“ Am Ende sagt er: „Es waren 12 Minuten.“ „Wir hören dir auch stundenlang zu“, rutscht es CSU-General Alexander Dobrindt heraus. Die Delegierten jubeln. Nur halbherzig schmeißt sich KTG in die Schlacht um die Quote. Bittet alle mit „offenem Visier“ zu kämpfen. Die Quotengegner folgen dem neuen „Messias“ nicht. Sie setzten eine geheime Abstimmung durch. Seehofer fleht: „So wie bisher können wir nicht weiter machen.“ Es wird knapp: Nach fast vier Stunden Kampf die Entscheidung der Delegierten: 445 zu 350. Seehofer atmet durch.

Angela Böhm

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