Frankreich macht Hamas hoffähig
Ein «sehr nützliches Gespräch» führte ein französischer Gesandter im April mit Vertretern der radikalislamischen Palästinenser-Organisation. Dies hat Außenminister Kouchner nach einem Zeitungsbericht zugegeben.
Frankreich unterhält seit einigen Wochen informelle Kontakte zur radikalislamischen Hamas. Einen entsprechenden Enthüllungsbericht der Tageszeitung «Le Figaro» bestätigte der französische Außenminister Bernard Kouchner am Montag. Ein Gesandter traf sich demnach im April im Gazastreifen mit zwei Führern der palästinensischen Organisation, die zahlreiche Anschläge auf Israel verübt hat. «Wir müssen mit der Hamas sprechen können, wenn wir eine Rolle spielen wollen», sagte Kouchner am Montag dem Radiosender Europe-1. Es handele sich aber nicht um offizielle Beziehungen.
Die Zeitung «Le Figaro» berichtete am Montag, der Ex-Diplomat Yves Aubin de la Messuzière habe den Ministerpräsidenten Ismail Hanija von der Hamas sowie Mahmud Sahar, ein weiteres Führungsmitglied, vor einem Monat im Gazastreifen getroffen. In dem «sehr nützlichen Gespräch» habe die Hamas ihre Bereitschaft zugesichert, einen palästinensischen Staat in den Grenzen des Gazastreifens und des Westjordanlands von 1967 anzuerkennen. «Das wäre eine indirekte Anerkennung Israels», sagte der Ex-Botschafter im Irak der Zeitung. Die Hamas-Führer hätten sich auch «bereit erklärt, die Selbstmordattentate einzustellen», sagte Messuzière. «Und die islamistischen Führer erkennen die Legitimität des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas an.» Außenminister Kouchner gab sich im Radio verhalten. Die Hamas sei aber flexibler als früher. «Sie sind gesprächsbereit, möglicherweise ist das ein Fortschritt in Richtung eines palästinensischen Staates.» Kouchner betonte, Frankreich habe keinen Verhandlungsauftrag. Man müsse alles versuchen, aber in Absprache mit den Partnern.
Offizieller Boykott seit 2007
Israel reagierte zurückhaltend. Paris habe zugesichert, sich an die internationale Linie nach dem Sieg der Hamas bei der Parlamentswahl vor zwei Jahren zu halten, sagte ein Außenamtssprecher in Jerusalem. Die islamistische Organisation wird offiziell boykottiert, weil sie Israel nicht anerkennt und der Gewalt nicht abgeschworen hat. Nachdem die Hamas im Juni 2007 gewaltsam die Kontrolle über den Gazastreifen von der gemäßigten palästinensischen Fatah-Bewegung übernommen hatte, brach Frankreich wie zahlreiche andere westliche Staaten die Geheimdienst-Kontakte zu der militanten Gruppe ab. Als sich der frühere US-Präsident Jimmy Carter im April mit Führern der Hamas traf, löste dies auf Seiten der Israelis heftige Proteste aus. Für den französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy ist das Bekanntwerden der diplomatischen Initiative heikel: Er wird Ende Juni in Israel erwartet. Sarkozy werde auch einige Stunden in die palästinensischen Gebiete gehen, sagte Kouchner. Er werde aber keine Hamas-Führer treffen. (nz/AP)
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