Frankreich bringt Ausländer aus dem Tschad

Bundesaußenminister Steinmeier dankt Frankreich für die Evakuierung deutscher Bürger. Die deutsche Botschaft steht leer, in der US-amerikanischen verharrt der Botschafter mit drei Getreuen.
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Ausländer im Tschad gehen an Bord einer Hercules C130
Verteidigungsministerium Frankreich Ausländer im Tschad gehen an Bord einer Hercules C130

Bundesaußenminister Steinmeier dankt Frankreich für die Evakuierung deutscher Bürger. Die deutsche Botschaft steht leer, in der US-amerikanischen verharrt der Botschafter mit drei Getreuen.

Angesichts der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Rebellen im Tschad sind am Wochenende 50 Deutsche aus dem Land gerettet worden. Auch der deutsche Botschafter habe das zentralafrikanischen Land verlassen und sei in die Hauptstadt von Gabun, Libreville, ausgereist, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bedankte sich für die Unterstützung bei Frankreich, den USA und den Vereinten Nationen bei der Rettung der deutschen Bürger. Noch in der Nacht und am frühen Montagmorgen hätten alle bei der Botschaft registrierten, ausreisewilligen Deutschen das Land verlassen können.

900 Ausländer an sicheren Orten

Steinmeier hob die französische Führung in der Rettungsaktion hervor. «Die Bundesregierung und die Evakuierten wissen diese unmittelbare Form der europäischen Solidarität sehr zu schätzen.» Insgesamt hatten französische Soldaten rund 900 Ausländer an sicheren Orten zusammengeführt, die nun ausgeflogen werden sollen Auch die Mitarbeiter der US-Botschaft verließen die Vertretung, wie ein Außenamtssprecher in Washington mitteilte. Bis auf vier zurückbleibende Mitarbeiter, darunter Botschafter Louis Nigro, wurden alle Angestellten ausgeflogen, die Flagge wurde eingeholt, wie der US-Außenamtssprecher ausführte. Er warnte die Aufständischen, in das Gelände der diplomatischen Vertretung seines Landes einzudringen. Die US-Vertretung war am Wochenende beschossen worden.

UN-Sicherheitsrat verurteilt Rebellenangriffe

Unterdessen verurteilte der der UN-Sicherheitsrat den Rebellenangriff auf die Hauptstadt des Tschads. Zugleich erlaubte er UN-Mitgliedsländern, der Regierung N'Djamenas auch militärische Hilfe zu gewähren. Frankreich sagte allerdings inzwischen ab. Man wolle nicht militärisch in die Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen eingreifen, so Außenminister Bernard Kouchner. Die wesentlichen Teile der Hauptstadt N'Djamena seien bereits wieder unter der Kontrolle der Regierungstruppen, fügte er an. Kouchner berichtete, die Erklärung des Sicherheitsrats in New York zu beschließen sei sehr einfach gewesen. Er hoffe jedoch, dass niemand das Recht, in dem zentralafrikanischen Land einzugreifen, nutzen müsse. Eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks in Genf, Helene Caux, sagte unterdessen, die Kämpfe in N'Djamena dauerten den dritten Tag in Folge an. Tausende von Menschen würden aus der Hauptstadt fliehen.

Berichte über Unterstützung des Sudans für die Rebellen

Der US-Außenamtssprecher nannte in Washington Berichte über eine Unterstützung der Rebellen durch die sudanesische Regierung «sehr besorgniserregend». Der Sudan sei aufgefordert worden, jegliche Hilfen für die Rebellen sofort einzustellen, so der Sprecher. Ein Berater des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, Claude Gucant, sagte dem Radiosender Europe-1: «Warum passiert diese Intervention jetzt?» Der Berater gab selbst die Antwort: «Es war der letzte Moment für den Versuch des Sudans, vor der Ankunft der Eufor das Regime von Idriss Déby zu liquidieren.»

Solana hält an Eufor-Operation im Prinzip fest

Die EU verschob unterdessen die Stationierung der EU-Schutztruppe bis auf weiteres. Die Rebellen hatten erklärt, sie hätten am Sonntag den Grenzort Adre eingenommen, in dem die Eufor stationiert werden sollte. EU-Chefdiplomat Javier Solana sagte allerdings, Europa wolle die Operation aufrechterhalten. «Wir haben die Entscheidung für diese Operation getroffen, weil wir sehr gut wissen, dass der Tschad für die Stabilität der Region ein wichtiges Land ist», sagte Solana. «Es geht darum, Vertriebene zu schützen. Und das ist wichtiger denn je.» Das größte Kontingent der 3700 Mann starken Truppe wird mit rund 2000 Soldarten von Frankreich gestellt, Deutschland ist an der Truppe nicht beteiligt. Die tschadische Regierung erklärte, der Angriff auf den Eufor-Stationierungsort Adre sei zurückgeschlagen worden. General Mahamat Ali Abdallah Nassour sagte, sudanesische Soldaten seien bei dem Angriff auf Adre beteiligt gewesen. Dies komme einer Kriegserklärung gleich. Der sudanesische Außenamtssprecher Ali al Sadek wies eine Beteiligung von Truppen seines Landes bei den Kämpfen im Tschad zurück. »Wir betonen, dass der Sudan keine Seite in irgendeiner Art unterstützt», hatte al-Sadek am Sonntag versichert.

UN-Generalsekretär appelliert: Grenzen respektieren

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief alle Staaten in der Region auf, die Unverletzlichkeit internationaler Grenzen zu respektieren. Er sei sehr besorgt über die Entwicklung, die die ohnehin schon schlechte humanitäre Lage von 285.000 Flüchtlingen und 180.000 Binnenvertriebenen im Tschad noch zu verschlimmern drohe. Die heftigen Kämpfe zwischen den Rebellen und den Truppen von Präsident Déby hatten eine Massenflucht in das Nachbarland Kamerun ausgelöst. (nz)

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