Formel Blut in Bahrain

Die Polizei in dem Königreich prügelt die Opposition brutal nieder – das interessiert jetzt auch die Sportwelt: Denn eigentlich will die Formel 1 dort am 13. März die Saison eröffnen
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Manama/Tripolis -  „Welcher Herrscher tut seinem Volk so etwas an”, schrien die Frauen, als der Hauptplatz am frühen Morgen auf einmal voller Tränengaswolken war. Dann ging es los in der Innenstadt der bahrainischen Hauptstadt Manama: Polizisten knüppelten die Menschen nieder und zertrampelten die Zeltstadt. In der hatten die Demonstranten nach dem Vorbild der Demokratiebewegung von Kairo friedlich campiert.
Als die Prügelorgie vorbei ist, bietet sich ein Bild der Verwüstung: Vier Tote bleiben zurück, Blutlachen, zerfetzte Zelte und leere Tränengaskartuschen. „Sie haben mich so sehr geschlagen, dass ich nichts mehr sehen konnte, so viel Blut rann mir vom Kopf", sagt der Arzt Sadek Akikri. Er kam, weil er helfen wollte.
Die blutige Nacht von Bahrain ist ein weiterer Dominostein in der Reihe der arabischen Aufstände. Das kleine Königreich vor der Küste Saudi-Arabiens hat schon mehrmals Konflikte zwischen der schiitischen Mehrheit und dem sunnitischen Herrscherhaus erlebt.
Diesmal aber hat die Welt mehr Interesse an den Vorgängen in dem Inselstaat als sonst: Denn die Krawalle bedrohen auch den Auftakt zur Formel 1. Der soll eigentlich am 13. März stattfinden. Schon zwei Wochen zuvor sind Testläufe geplant in der noch neuen, erst 2004 eröffneten Grand-Prix-Strecke von Bahrain.
Veranstalter und Fernsehsender beobachten die Lage intensiv, haben aber noch keine Entscheidung über eine Absage getroffen. „Bislang habe ich mich in Bahrain immer sehr sicher gefühlt”, sagt Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. „Aber man weiß nie. Die Welt verändert sich.” Auch RTL und Sky, die die deutschen TV-Rechte haben, sind alarmiert: „Wir sind auf alles eingestellt”, sagt ein RTL-Sprecher.
Dazu dürfte beigetragen haben, dass die Menschenrechtsbewegung offen auf blutige Bilder während der Formel 1 spekuliert. Die werde diesmal „sicher nicht friedlich ablaufen”, sagt der bahrainische Menschenrechtsaktivist Nabeel Rajab: „Es sind eine Menge Journalisten vor Ort, viele Leute schauen zu, und die Regierung wird wieder auf dumme Art und Weise reagieren. Und das wird blutig sein.”
Auch in Libyen fließt immer mehr Blut: In dem Mittelmeerstaat kamen bei Zusammenstößen zwischen Gegnern von Staatschef Muammar al-Gaddafi und der Polizei 14 Menschen ums Leben – und die Proteste weiten sich aus. Die Opposition rief einen „Tag des Zorns” aus, eine Polizeiwache brannte. Gaddafi hatte zuvor deutlich gemacht, er werde keine Demonstrationen wie in Ägypten dulden.
Gemäßigter verhält sich Algerien. Dort versprach die Regierung nach Unruhen soziale Reformen und ein Ende des Ausnahmezustands. Der gilt seit 19 Jahren.

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