Flüchtlingsmarsch: Ein Trauerspiel
Das Flüchtlings-Problem muss auch in Bayern gelöst werden: Der Chefreporter der AZ Matthias Maus über den Flüchtlingsmarsch.
Es sind Bilder, die weh tun. Ein Häuflein junger Leute zieht mit Fahnen nach München. Es sieht aus wie eine Mischung aus Wandertag und Wallfahrt, wenn da die Parolen nicht wären: „Niemand ist illegal.“ Ja, das ist wohl wahr. Wenn’s doch nur so einfach wäre. Eine Staatsmacht in Kampfmontur tritt dem bunten Haufen gegenüber, als müssten Robocops eine tödliche Invasion von Außerirdischen abwehren.
Es sind gespenstische Szenen um diesen Flüchtlingsmarsch, und die Kombination aus Kinderkreuzzug und Ritterspiel wäre zum Lachen, wenn es nicht um ein so ernstes Thema ginge.
Tatsächlich kann man fragen, ob die Residenzpflicht wirklich eine sinnvolle Maßnahme ist. Es klappt ja nicht überall so gut, dass die Fremden quasi adoptiert und über die Sportvereine integriert werden. Zumeist verschärft das Gefühl der Isolation Aggressionen und Misstrauen.
Verbannung ist nicht vorgesehen in der Verfassung, und Freizügigkeit ist ein europäisches Grundrecht. Man kann verstehen, wenn dies als Schikane aufgefasst wird. Gegen die zu protestieren ist mehr als legitim, es ist ein Grundrecht. Dass sich die Organisatoren mit unsäglichen Übertreibungen und theatralischen Gestus selbst ausmanövrieren, ist bedauerlich.
Es bleibt die Tatsache, das Flüchtlingsproblem ist ein globales Thema, dem man sich stellen muss und das menschenwürdig gelöst werden muss, auch in Bayern. Es bleibt die Hoffnung, dass die Vernunft die Oberhand gewinnt – auf beiden Seiten.
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