Fettnapf oder Fanfare?

Der Vize-Chefredakteur der AZ, Georg Thanscheidt, über die Adam-Attacke auf dessen Partei.
von  Georg Thanscheidt
Lästerte via Facebook über seine Partei: SPD-Mann Michael Adam.
Lästerte via Facebook über seine Partei: SPD-Mann Michael Adam. © dpa

Michael Adam hat in den letzten vier Jahren viel richtig gemacht: Der junge SPD-Politiker stürzte 2008 den regierenden CSU-Bürgermeister von Bodenmais, vor einem Jahr wurde er zum Landrat von Regen gewählt – der jüngste Landrat der Republik und ein schwuler, evangelischer noch dazu. Jetzt ist er anscheinend mit voller Wucht in ein Facebook-Fettnäpfchen getreten. Aber was ist, wenn der 27-Jährige auch diesmal richtig liegt? Wenn die Möglichkeit besteht, dass nicht nur zahlreiche Genossen, sondern auch viele Wähler Adams Ansicht teilen?

Zumindest diese Möglichkeit sollte das Führungspersonal in der so derb gescholtenen Parteizentrale am Oberanger in Erwägung ziehen. Sicherlich war Adam verärgert, dass sich seine Favoritin in einer Kampfabstimmung nicht gegen Pronolds Kandidatin durchsetzen konnte. Aber offensichtlich geht das Unbehagen des Landrats mit der Parteispitze viel tiefer. Wenn es nicht nur persönliche Antipathie ist, wenn Adam Sprachrohr einiger, bisher schweigender Genossen ist, dann könnte das für die SPD zum Problem werden.

Denn derzeit stehen die Genossen nur unwesentlich besser da als bei der Landtagswahl 2008: Maximal 21 Prozent prognostizieren die Meinungsforscher derzeit – das würde der SPD 2013 zum drittschlechtesten Ergebnis in 67 Jahren und damit der CSU zur absoluten Mehrheit reichen. Da ist eine Weck-Fanfare von der kommunalen Basis vielleicht doch eine gute Idee – selbst wenn sie falsch auf Facebook ertönt.

 

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