Fesseln für die Jongleure

MÜNCHEN/FRANKFURT - Sechs Vorschläge, wie man die Banken-Manager künftig besser an die Leine nehmen kann. Für einige wird die Luft dünner - HRE-Chef Georg Funke zum Beispiel tritt nun endlich ab.
Am Ende musste er doch klein beigeben: Georg Funke, Chef des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE), nahm gestern seinen Hut. Der Druck auf ihn war zu groß geworden. Nicht nur von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück: Der hatte Funke wegen des Milliarden-Desasters bei der HRE öffentlich abgewatscht.
Damit macht ein weiterer Firmenchef im Zuge der Krise einen Abgang – nach langem Zögern. Künftig könnte das schneller gehen. Denn der Ruf nach mehr Verantwortung der Manager wird lauter – und nach Kontrolle der ungezügelten Finanzmärkte. Hintergrund: Das Bankensystem vor dem Kollaps zu retten, kostet die Staaten Milliarden. Sie wollen sich absichern, dass das nicht nochmal passiert.
„Wir müssen die Finanzmärkte stabilisieren“, sagt der Chef des Düsseldorfer IMK-Instituts Gustav Horn der AZ. Doch wie kann man Manager und Geldjongleure an die Kette legen und ein ähnliches Debakel künftig verhindern? Die wichtigsten Vorschläge:
Manager in die Pflicht nehmen. Bank- und Firmenchefs, sollen für grob fahrlässige Fehler mit ihrem Privatvermögen haften, fordern Anlegerschützer. Auch Wolfgang Gerke, Chef des bayerischen Finanzzentrums, meint zur AZ: „Man sollte sie mit bis zu zwei Jahresgehältern in die Pflicht nehmen.“ IMK-Experte Horn will den gewinnabhängigen Anteil der Manager-Bezahlung kappen. „Die Bezahlung muss sich an langfristigen Kriterien orientieren – etwa wie viele Jobs ein Konzern schafft.“
Weltweite Kontrolle einführen. Dafür plädiert Finanzprofessor Gerke: „Eine weltweite Behörde muss die nationalen Finanzaufsichten überwachen – und zur Not auch eingreifen.“ Sie soll dafür sorgen, dass nationale Kontrolleure enger zusammenarbeiten. „Wenn die Finanzkonzerne international agieren, müssen sich auch die Aufsichtsbehörden weltweit vernetzen.“
Hedgefonds zähmen. Diese Finanzfirmen sammeln weltweit Riesen-Summen von Anlegern ein und investieren sie in hochriskante Produkte. „Im Vergleich zu den Banken gelten für sie kaum Beschränkungen“, sagt Experte Horn. Eine Lösung: Die Fondseigner müssen künftig deutlich mehr Eigenkapital einbringen. Das soll bei Verlusten mithaften.
Banken am Risiko beteiligen. Ein Grund für die jetzige Krise war: Die Banken haben riskante Immobilienkredite gebündelt und dann weiterverkauft. Künftig sollen sie einen Teil des Risikos in ihren Büchern behalten. Für diesen Teil müssen sie dann haften. Die EU-Kommission schlägt einen Risiko-Anteil von fünf Prozent vor. Manche Experten fordern deutlich mehr.
Finanzprodukte einfacher machen. „Der Käufer muss die Finanzprodukte, die er erwirbt, auch verstehen“, sagt Experte Horn. Er fordert Standards für riskante Anlagen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen will sämtliche Finanzprodukte staatlich kontrollieren lassen. Die Finanzaufsicht müsse wie die Lebensmittelkontrolle die Verbraucher „vor faulen Eiern warnen“.
Finanztransaktionen besteuern. Für jedes reine Finanzgeschäft soll eine Steuer fällig werden, fordert Gustav Horn. „Damit bestraft man diejenigen, die durch schnelles Hin- und Herschieben von Geld Profit machen.“ Die Einnahmen könnten in die internationale Aufsicht fließen.
A. Jalsovec