FDP und Grüne: Die Kleinen träumen Großes
BERLIN/POTSDAM - Die Liberalen und die Grünen eint ein Wunsch: Sie wollen an die Macht – aber bloß nicht gemeinsam. Wie die beiden möglichen Juniorpartner in die Schlussrunde des Wahlkampfs starten.
Es ist der große Kampf der Kleinen für einen Politikwechsel – so oder so: Eine Woche vor der Wahl haben die möglichen Koalitions-Juniorpartner FDP und Grüne ihre Gangart noch einmal spürbar verschärft. Die FDP schloss am Wochenende bei ihrem Parteitag in Potsdam eine Ampelkoalition (also Rot-Gelb-Grün) einmütig und definitiv aus.
Sie erntete dafür Lob von der Union – und Zweifel von der SPD: „Natürlich legen die Liberalen jetzt Liebesschwüre für Schwarz-Gelb ab“, sagte SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. Aber die Erfahrung lehre doch, dass Koalitionenfragen „erst am Wahltag ab 18.01 Uhr ernsthaft bewertet werden“.
FDP-Chef Guido Westerwelle nahm den Ball auf: Steinmeier stelle ihn morgens als Teufel da und wolle abend mit ihm „Hochzeit feiern“, sagte er. Das linke Lager schüre auf unseriöse Weise Panik: „Wer hat Angst vor dem schwarz-gelben Mann, die gelbe Gefahr, das sind doch Szenarien für Kleinkinder.“ In der Geschichte der Republik sei es dagegen stets die FDP gewesen, die die richtigen Weichen „in Richtung Freiheit“ gestellt habe, so Westerwelle weiter.
Gegen eine Zusammenarbeit mit der FDP und der Union, die sogenannte Jamaika-Koalition, legten sich unterdessen die Grünen ins Zeug: „Jamaika bleibt in der Karibik“, heißt es in dem Wahlaufruf, den ein kleiner Parteitag in Berlin beschloss.
Spitzenkandidatin Renate Kühnast beschwor dennoch die Hoffnung auf einen Regierungswechsel mit grüner Beteiligung: „Jeder, der will, dass Steinmeier Kanzler wird in diesem Land, muss eines tun an diesem Sonntag: Mit der Zweitstimme grün wählen – sonst wäre es vermasselt.“ Und Parteichef Cem Özdemir warnte drastisch vor Schwarz-Gelb: „In den schwarzen Ministerien wird das Pulver für den schwarz-gelben Durchmarsch in dieser Republik längst gehortet.“