Fake-News von Titanic: Seehofer kündigt Union aus CDU/CSU auf
Berlin - Sie haben es schon wieder getan: Rund vier Monate nachdem die "Titanic" die "Bild" mit gefälschten SPD-Interna reingelegt hatte, sorgen die Satiriker erneut für Wirbel im politischen Berlin. Gerade als es so schien, als würde der Asylstreit in eine kurze Wochenendpause gehen, twitterte der Account "HR Tagesgeschehen" plötzlich:
"+++ Breaking – Politbombe platzt in Hessen +++ Seehofer kündigt laut interner Bouffier-Mail Unionsbündnis mit CDU auf +++ Merkel informiert, PK gegen 15 Uhr +++ Details folgen!"
Dazu wurde noch ein angebliches Zitat des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) verschickt, das die politische Tragweite dieser angeblichen Breaking News illustrierte: "...müssen wir uns jetzt darauf vorbereiten, schon bei der nächsten Bundestagswahl mit einer neuen Bayern-CDU anzutreten." Tatsächlich wäre es das Ende der aktuellen großen Koalition gewesen, nur wenige Monate, nachdem sie ihre Arbeit aufgenommen hat.
So gab sich die Titanic auf Twitter als HR aus
Doch bei dem brisanten Tweet handelt es sich mitnichten um eine Meldung des öffentlich-rechtlichen "Hessischen Rundfunks". Vielmehr stammt er aus der Feder von "Titanic"-Redakteur Moritz Hürtgen. Der verwendet seit jeher den Twitter-Namen "@hrtgn" und hat sich diesen von Twitter auch als echten Account verifizieren lassen. Für den aktuellen Tweet hat er den Nutzernamen dann einfach kreativ umgedeutet: Plötzlich stand @hrtgn nicht mehr für Hürtgen ohne Vokale, sondern für "HR Tagesgeschehen" – und wirkte wie ein von Twitter verifizierter "HR"-Account.
Die Rechnung ging auf, zahlreiche Medien fielen auf die Falschmeldung rein. Unter anderem verschickten "Bild", "Focus" und "n-tv" Push-Nachrichten zum angeblichen Ende der Union. Ein Vorgang, der gleich mehrere Probleme offenbart: Dass das politische Klima in Berlin tatsächlich so schlecht ist, dass man die Meldung als glaubhaft einstuft, dass Twitter ein Problem mit verifizierten und nachträglich geänderten Accounts hat und nicht zuletzt, dass die heutige Schnelllebigkeit der Nachrichtenwelt ein hohes Fehlerpotential birgt.
- Themen:
- CDU
- CSU
- Große Koalition
- Horst Seehofer