Experten legen Gutachten zu Corona-Maßnahmen vor: War es das wert?

Wie es im Kampf gegen die Pandemie im Herbst weitergehen könnte, soll von einem Gutachten abhängen, das am Freitag vorgelegt wird. Im Vorfeld gibt es bereits klare Forderungen.
Christian Grimm, Holger Sabinsky-Wolf |
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Herbst 2020: In den Fußgängerzonen und an öffentlichen Plätzen der Münchner Innenstadt herrscht strikte Maskenpflicht.
imago images/Sven Simon Herbst 2020: In den Fußgängerzonen und an öffentlichen Plätzen der Münchner Innenstadt herrscht strikte Maskenpflicht.

München/Berlin - Es ist eine merkwürdige Corona-Lage, in der sich Deutschland zurzeit befindet. Die Infektionszahlen steigen seit Wochen stark. Am Donnerstag betrug die Inzidenz laut Robert-Koch-Institut 668. Am 30. Juni vor einem Jahr lag sie bei 5,2. Dennoch gibt es kaum noch Gegenmaßnahmen, während sich vor einem Jahr etwa nicht mehr als zehn Menschen treffen durften.

In dieser Situation wartet die Politik mit Spannung auf den Bericht eines Experten-Gremiums über die Wirksamkeit der Corona-Maßnahmen. Er soll am Freitag vorgestellt werden. Ein Sachverständigenrat sollte die bisherigen Schutzmaßnahmen begutachten und bewerten.

Erst dann, so ist die bisherige Verabredung, soll über die weiteren Pläne für den Herbst und Winter beraten werden. Doch es dürfte viel schneller gehen.

Stark-Watzinger: "Schulschließungen waren ein Fehler"

Bereits am frühen Freitagnachmittag schalten sich die Gesundheitsminister der Länder zu einem Treffen zusammen. Bundesminister Karl Lauterbach dämpfte die Erwartungen. Das Gutachten sei "nur ein weiterer Baustein" und keine Blaupause für die Maßnahmen der Bundesregierung für den Herbst. Er wies darauf hin, dass nochmals mit steigenden Infektionszahlen zu rechnen ist.

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Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat sich am Donnerstag gegen erneute flächendeckende Schulschließungen gewandt. Diese seien ein Fehler gewesen, "den wir nicht wiederholen dürfen". Stark-Watzinger verwies auf "gravierende Nebenwirkungen" wie Gewichtszunahme, psychische Auffälligkeiten und Vereinsamung sowie auf deutliche Lernrückstände bei Kindern und Jugendlichen.

Erneute Lockdowns sollen verhindert werden

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge, forderte Lauterbach (SPD) auf, keine Zeit mehr bei den Vorbereitungen verstreichen zu lassen. "Jetzt wäre die Gelegenheit, den Schutz der vulnerablen Gruppen voranzubringen und Vorkehrungen zu treffen, damit unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird", sagte Sorge der AZ.

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Es sei sportlich, die neuen Bestimmungen im Wesentlichen nach der Sommerpause beschließen zu wollen. Gleichzeitig sprach sich Sorge gegen eine einschneidende Seuchenpolitik aus: "Erneute Grundrechtseingriffe wie flächendeckende Lockdowns oder Schließungen von Schulen und Kitas müssen künftig vermieden werden."

Laut Söder helfen drei Instrumente: Masken, Tests und Impfen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sich ebenso gegen harte Einschränkungen ausgesprochen. Es gebe drei Instrumente, die immer gut helfen könnten: Masken, Tests und Impfen, sagte Söder. Damit könne man über den Winter kommen. "Wir sollten alles vermeiden, was über diese Maßnahmen hinausgeht", sagte der CSU-Chef.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) drängt die Bundesregierung hingegen, die gesetzlichen Voraussetzungen für schärfere Gegenmaßnahmen zu schaffen. Dazu zählt er etwa Maskenpflicht, Testpflicht, Kontaktbeschränkungen und Personenobergrenzen.

Beim Testen wurden bereits vor Veröffentlichung des Expertenberichts Fakten geschaffen. Bisher war das flächendeckende Testen eine der Kernmaßnahmen im Kampf gegen das Virus. Jeder hatte - auch ohne Symptome - Anspruch auf kostenlose Schnelltests. Jetzt gibt es diese Gratis-Tests nur noch für bestimmte Personengruppen, andere müssen ab sofort drei Euro bezahlen.

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