Experte: Assad-Regime hat neben Giftgas auch Biowaffen

Neben Chemiewaffen soll Syrien unter Machthaber Assad auch biologische Kampfstoffe besitzen. Das schrieb in Experte in "Die Welt". Die Sorge der Nachbarn wächst.
von  dpa

Neben Chemiewaffen soll Syrien unter Machthaber Assad auch biologische Kampfstoffe besitzen. Das schrieb in Experte in "Die Welt". Die Sorge der Nachbarn wächst.

Damaskus/Berlin - Im blutigen Konflikt in Syrien wächst bei den Nachbarn die Sorge um das Waffenarsenal des Regimes von Baschar al-Assad. Denn neben Chemiewaffen soll das Land auch noch biologische Kampfstoffe besitzen, wie ein Experte in der Tageszeitung "Die Welt" schrieb.

Zwar galten die syrischen Forschungen zu Biowaffen bisher als nicht praxistauglich, doch wurde diese Einschätzung jetzt von einem Experten relativiert. Und schon am Montag hatte US-Präsident Barack Obama die Führung in Damaskus vor dem Einsatz nicht nur chemischer, sondern auch biologischer Waffen gewarnt.

Nach den Informationen der "Welt" verfügt Assad nicht nur über ein umfassendes Chemie-Waffenarsenal, sondern auch über biologische Kampfstoffe. So schreibt der Waffenexperte Hans Rühle, das Regime in Damaskus arbeite an einsatzfähigen Erregern von Milzbrand, Pest, Tularemia (Hasenpest), Botulinum, Cholera, Ricin, Kamelpocken, Blattern und Aflatoxin. Einige Stoffe seien schon getestet worden, zum Teil stammten sie aus sowjetischen Forschungen, welche die Kampfstoffe schon bis zur industriellen Produktion und militärischen Einsetzbarkeit fortentwickelt hätten. Rühle, in den 80er-Jahren Leiter des Planungsstabes im Bundesverteidigungsministerium, stützt sich bei seinen Ausführungen auf Geheimdiensterkenntnisse und einschlägige Forschungen.

"Wir dürfen nicht in die Situation kommen, dass chemische oder biologische Waffen in die falschen Hände fallen", sagte Obama am Montag (Ortszeit) mit Blick auf die chaotischen Verhältnisse in Syrien. Die Regierung in Damaskus tat die Aussagen als Wahlkampfgeschwätz ab - und verwies auf die Atomwaffen, mit denen Israel die Region bedrohe.

Bei den blutigen Kämpfen in Syrien starben am Dienstag über 150 Menschen. Die lokalen Koordinierungskomitees der Revolution sprachen am Abend von 152 Toten, unter ihnen auch 40 Tote in einem Vorort von Damaskus. Bei diesen Toten, die in dem Keller eines Gebäudes an der Hauptstraße von Moadhamijat al-Scham gefunden worden seien, handele es sich um Opfer der Truppen des Regimes, teilte die Allgemeine Kommission der Syrischen Revolution am Dienstag mit.

Auch zwei ausländische Berichterstatter kamen in Syrien ums Leben. In der umkämpften Metropole Aleppo wurde eine japanische Journalistin getötet, nach Medienberichten die preisgekrönte Mika Yamamoto (45), die zuvor aus Afghanistan und dem Irak berichtet hatte. Im selben Gefecht fielen nach Angaben von Assad-Gegnern ein türkischer Kameramann und ein palästinensischer Reporter Milizionären des Regimes in die Hände. Der Türke sei mit einem Kopfschuss getötet worden, der Palästinenser sei zum Verhör gebracht worden. Eine Bestätigung von unabhängiger Seite lag zunächst nicht vor.

Das US-Außenministerium teilte am Abend in Washington ohne weitere Angaben von Details mit, dass zwei Journalisten des mit US-Geldern geförderten arabischen Senders Alhurra TV vermisst würden. Ob es sich dabei um den türkischen Kameramann und den palästinensischen Reporter handelt, konnte zunächst nicht festgestellt werden. Für Verwirrung sorgte die Syrische Organisation zur Beobachtung der Menschenrechte, die von drei vermissten Journalisten - einem Türken, einem Libanesen und einem Araber - in den Diensten einer amerikanischen Nachrichtenagentur sprach.

Für die US-Hilfsorganisation USAID hat sich die humanitäre Krise in Syrien gegenwärtig zu einer der schwierigsten Situationen überhaupt entwickelt, da fast 2,5 Millionen Menschen in Not sind. "Auf diesem Maßstab ist es mit eine der schwersten Krisen in unserer Welt heute", sagte USAID-Vertreter Mark Bartolini.

Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sprach sich für die Aufnahme syrischer Flüchtlinge auch in Deutschland aus. Die Bundesregierung könne "noch viel mehr tun, um den Anrainerstaaten im Umgang mit dem gewaltigen Flüchtlingsproblem zu helfen", sagte Roth der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch). "Es geht zunächst darum, diesen Staaten noch mehr medizinische und finanzielle Unterstützung anzubieten", sagte sie zur Frage, ob damit auch die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland gemeint sei. "Aber natürlich sollte man auch Flüchtlingen in Europa Schutz und Lebenschancen ermöglichen." Es reiche nicht, sagte Roth, "etwas Geld zu geben, ansonsten aber die Festung Europa wieder dicht zu machen".

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