Ex-NPD Funktionär: Der ruhige Nachbar von der NPD

Neonazi Ralf Wohlleben sitzt in Untersuchungshaft. Er steht als mutmaßlicher Helfer der Zwickauer Terrorzelle unter Verdacht – Nachbarn schildern ihn als unauffällig.
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Der 36 Jahre alte Ralf Wohlleben (m) wird am Dienstag abgeführt.
dpa 27 Der 36 Jahre alte Ralf Wohlleben (m) wird am Dienstag abgeführt.
Wenige Stunden nach seiner Festnahme wurde der als  Terrorhelfer verdächtigte in Untersuchungshaft genommen.
dapd 27 Wenige Stunden nach seiner Festnahme wurde der als Terrorhelfer verdächtigte in Untersuchungshaft genommen.
Damit befinden sich mittlerweile vier Verdächtige im Zusammenhang
mit den Ermittlungen gegen die Zwickauer Neonazi-Zelle
„Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“ in Untersuchungshaft.
dpa 27 Damit befinden sich mittlerweile vier Verdächtige im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen die Zwickauer Neonazi-Zelle „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“ in Untersuchungshaft.
Hier wohnt der ehemalige NPD-Funktionär.
dpa 27 Hier wohnt der ehemalige NPD-Funktionär.
...den Nachbarn als unnauffälig schildern.
dpa 27 ...den Nachbarn als unnauffälig schildern.
Kaum vorzustellen:
dpa 27 Kaum vorzustellen:
So wohnt ein mutmaßlicher Terrorhelfer.
dpa 27 So wohnt ein mutmaßlicher Terrorhelfer.
Einen kleinen Weihnachtsmann im Vorgarten.
dpa 27 Einen kleinen Weihnachtsmann im Vorgarten.
,...genauso wie andere...
dpa 27 ,...genauso wie andere...
...nette Figürchen.
dpa 27 ...nette Figürchen.
Die spießige Vorstadt-Idylle trügt:
dpa 27 Die spießige Vorstadt-Idylle trügt:
Mit Wohlleben wohnt hier ein mutmaßlicher Helfer des Terroristen-Trios.
dpa 27 Mit Wohlleben wohnt hier ein mutmaßlicher Helfer des Terroristen-Trios.
Fakt ist: Wohlleben war einer der führenden Köpfe des „Thüringer
Heimatschutzes“, dem auch die späteren mutmaßlichen NSU-Terroristen
Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos angehörten.
dpa 27 Fakt ist: Wohlleben war einer der führenden Köpfe des „Thüringer Heimatschutzes“, dem auch die späteren mutmaßlichen NSU-Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos angehörten.
Weil er das
Trio nach dessen Untertauchen 1998 unterstützt haben soll, ist er
nach Auffassung der Bundesanwaltschaft dringend verdächtig, Beihilfe
zu sechs Morden und einem versuchten Mord der NSU-Terrorzelle
geleistet zu haben.
dapd 27 Weil er das Trio nach dessen Untertauchen 1998 unterstützt haben soll, ist er nach Auffassung der Bundesanwaltschaft dringend verdächtig, Beihilfe zu sechs Morden und einem versuchten Mord der NSU-Terrorzelle geleistet zu haben.
Weil er das
Trio nach dessen Untertauchen 1998 unterstützt haben soll, ist er
nach Auffassung der Bundesanwaltschaft dringend verdächtig, Beihilfe
zu sechs Morden und einem versuchten Mord der NSU-Terrorzelle
geleistet zu haben.
dapd 27 Weil er das Trio nach dessen Untertauchen 1998 unterstützt haben soll, ist er nach Auffassung der Bundesanwaltschaft dringend verdächtig, Beihilfe zu sechs Morden und einem versuchten Mord der NSU-Terrorzelle geleistet zu haben.
Weil er das
Trio nach dessen Untertauchen 1998 unterstützt haben soll, ist er
nach Auffassung der Bundesanwaltschaft dringend verdächtig, Beihilfe
zu sechs Morden und einem versuchten Mord der NSU-Terrorzelle
geleistet zu haben.
dapd 27 Weil er das Trio nach dessen Untertauchen 1998 unterstützt haben soll, ist er nach Auffassung der Bundesanwaltschaft dringend verdächtig, Beihilfe zu sechs Morden und einem versuchten Mord der NSU-Terrorzelle geleistet zu haben.
Der frühere NPD-Funktionär Ralf Wohlleben (l. mit Sonnebrille) flankiert von Polizisten, aufgenommen am 18.08.2007 während einer NPD-Demonstration in Jena, in der Mitte der damalige NPD-Parteichef Udo Voigt
dpa 27 Der frühere NPD-Funktionär Ralf Wohlleben (l. mit Sonnebrille) flankiert von Polizisten, aufgenommen am 18.08.2007 während einer NPD-Demonstration in Jena, in der Mitte der damalige NPD-Parteichef Udo Voigt
Mit Wohlleben ist am Dienstagmorgen (29.11.2011) ein weiterer mutmaßlicher Neonazi-Terrorist festgenommen worden. Er sei dringend verdächtig, die Gruppe «Nationalsozialistischer Untergrund» (NSU) unterstützt zu haben, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit.
dpa 27 Mit Wohlleben ist am Dienstagmorgen (29.11.2011) ein weiterer mutmaßlicher Neonazi-Terrorist festgenommen worden. Er sei dringend verdächtig, die Gruppe «Nationalsozialistischer Untergrund» (NSU) unterstützt zu haben, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit.
Ihm wird Beihilfe zu sechs Morden und einem versuchten Mord vorgeworfen.
dpa 27 Ihm wird Beihilfe zu sechs Morden und einem versuchten Mord vorgeworfen.
Der 36 Jahre alte Deutsche soll seit 1995 in rechtsextremistischen Kreisen in Thüringen aktiv gewesen sein.
dpa 27 Der 36 Jahre alte Deutsche soll seit 1995 in rechtsextremistischen Kreisen in Thüringen aktiv gewesen sein.
Seit den 90er Jahren soll Wohlleben in engem Kontakt mit den drei NSU-Mitgliedern gestanden haben.
dpa 27 Seit den 90er Jahren soll Wohlleben in engem Kontakt mit den drei NSU-Mitgliedern gestanden haben.
Dem Thüringer Verfassungsschutz ist Wohlleben seit langem bekannt.
dpa 27 Dem Thüringer Verfassungsschutz ist Wohlleben seit langem bekannt.
In diesem Haus wohnt der EX-NPD-Funktionär.
dapd 27 In diesem Haus wohnt der EX-NPD-Funktionär.
Ein Schild am Haus des Rechtsextremisten Ralf Wohlleben weist auf einen Wachhund hin.
dapd 27 Ein Schild am Haus des Rechtsextremisten Ralf Wohlleben weist auf einen Wachhund hin.
Seit den 90er Jahren soll Wohlleben in engem Kontakt mit den drei
NSU-Mitgliedern gestanden haben. Hier ist er mit Uwe Boehnhardt (M.) zu sehen, im Herbst 1996 in Erfurt im Umfeld eines Prozesses gegen den Holocaust-Leugner Manfred Roeder.
dapd 27 Seit den 90er Jahren soll Wohlleben in engem Kontakt mit den drei NSU-Mitgliedern gestanden haben. Hier ist er mit Uwe Boehnhardt (M.) zu sehen, im Herbst 1996 in Erfurt im Umfeld eines Prozesses gegen den Holocaust-Leugner Manfred Roeder.
Neonazis um Uwe Boehnhardt (graue Jacke, 4.v.l.), Andre Kapke (2.v.r.), Ralf Wohlleben (3.v.r.) und Uwe Mundlos (r.), aufgenommen in Erfurt im Umfeld eines Prozesses gegen den Holocaust-Leugner Manfred Roeder.
dapd 27 Neonazis um Uwe Boehnhardt (graue Jacke, 4.v.l.), Andre Kapke (2.v.r.), Ralf Wohlleben (3.v.r.) und Uwe Mundlos (r.), aufgenommen in Erfurt im Umfeld eines Prozesses gegen den Holocaust-Leugner Manfred Roeder.
Neonazis Böhnhardt (Mitte) und Wohlleben (Links).
dapd 27 Neonazis Böhnhardt (Mitte) und Wohlleben (Links).

Neonazi Ralf Wohlleben sitzt in Untersuchungshaft. Er steht als mutmaßlicher Helfer der Zwickauer Terrorzelle unter Verdacht – Nachbarn schildern ihn als unauffällig.

Jena -  Das Wohngebiet entlang des Jenaer Burgwegs ist ein ruhiges Pflaster. Einfamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten prägen das Bild, man kennt sich untereinander. In den vergangenen Tagen kamen die Anwohner jedoch nicht mehr zur Ruhe. Seit der bekannte Rechtsextremist Ralf Wohlleben wegen möglicher Verbindungen zur Zwickauer Terrorgruppe ins Visier der Ermittler geraten ist, stehen immer wieder Filmteams und Reporter vor der Tür.

So ist es auch am Dienstag, nachdem Wohlleben als mutmaßlicher Helfer der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) festgenommen wurde. Bereits am Donnerstag hatten die Ermittler seine Wohnung durchsucht. Wohlleben wird verdächtigt, die Gruppe unterstützt und den zeitweise untergetauchten Rechtsextremisten eine Waffe besorgt zu haben.

Nun sitzt er in Untersuchungshaft. Von der Festnahme am frühen Morgen haben die Anwohner offenbar nichts mitbekommen, zumindest will sich niemand dazu äußern. Das große Interesse der Öffentlichkeit an ihrem Nachbarn ärgert sie aber. Sie sehen ihre Stadt in Verruf gebracht.

 „Man kannte sich halt vom Sehen“

„Was erwarten Sie, dass wir sagen, dass der Wohlleben nachts immer heimlich Hakenkreuze an die Wände geschmiert hat?“, kommentiert ein aufgebrachter Nachbar das Geschehen. Wohlleben und seine Frau seien ganz normale Leute gewesen. Unauffällig und höflich, mit zwei kleinen süßen Kindern. „Man kannte sich halt vom Sehen.“ Das Schlimmste sei der Schaden, der Jena nun entstehe, sagt der Nachbar. „Jetzt stehen wir alle da wie ein Nazi-Pfuhl, dabei ist Jena eine weltoffene Stadt mit Hunderten von Studenten aus aller Welt.

“ Wenn es wahr sei, was die Polizei Wohlleben vorwerfe, müsse der Mann natürlich verurteilt werden. Dass die Nachbarschaft und die ganze Stadt aber nun in Misskredit gerieten, sei ungerecht. Auch bei ihm stehe das Telefon nicht mehr still, sagt der Nachbar. „Ständig rufen Leute von irgendwelchen Fernsehsendern an, teilweise in einem richtig rüden Ton, um etwas zu erfahren.“ Auch eine ältere Dame, die ihren Namen ebenfalls nicht nennen will, mischt sich in die Diskussion ein.

„Ich wohne hier oben schon mein ganzes Leben. Dass hier so etwas passiert, hätte ich nie gedacht.“ Gekannt habe sie die Familie des Beschuldigten nicht, von dessen Engagement bei der NPD habe sie ebenfalls nichts gewusst. „Ich hoffe nur, dass hier bald wieder Ruhe einkehrt“, sagt sie.

Organisator der rechtsextremen Szene

Dabei organisierte der Mann, der nun als unauffälliger Nachbar erscheint, über Jahre hinweg die rechtsextreme Szene in Thüringen und tauchte deswegen mehrfach in den Berichten des Landesverfassungsschutzes auf. Aus seiner Gesinnung machte Wohlleben nie einen Hehl. Auf dem Portal „abgeordnetenwatch.de“ bekannte sich der damalige Bundestagskandidat der NPD 2005 offen zur Neonazi-Szene. Der Begriff Neonazi sei zu Unrecht negativ besetzt, es handele sich um Aktivisten, die außerhalb der NPD einen „Wandel in unserem Land“ zu erreichen versuchten.

Die freien Kameradschaften bezeichnete Wohlleben als „politische Kräfte, die in unserem Sinne aktiv sind“. Der 36-Jährige, der wegen Körperverletzung und Nötigung vorbestraft ist, trat seit Mitte der 90er-Jahre als Rechtsextremist in Erscheinung, machte Karriere als NPD-Landesvize und organisierte zahlreiche Rechtsrock-Konzerte sowie Treffen rechter Jugendliche in Thüringen. Der Informatiker kümmerte sich auch um die Vernetzung rechtsextremer Homepages und baute das sogenannte Braune Haus in Jena mit auf, das als überregionales Schulungszentrum für Neonazis diente.

Wohlleben war zudem einer der führenden Köpfe des „Thüringer Heimatschutzes“, dem auch die späteren mutmaßlichen NSU-Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos angehörten. Weil er das Trio nach dessen Untertauchen 1998 unterstützt haben soll, ist er nach Auffassung der Bundesanwaltschaft dringend verdächtig, Beihilfe zu sechs Morden und einem versuchten Mord der NSU-Terrorzelle geleistet zu haben.

 

 

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