Evangelischer Landesbischof fordert: Zwei Feiertage mehr!

Im kommenden Jahr dürfen sich alle Deutschen freuen: Zum 500. Jubiläum der Reformation wird der Reformationstag 2017 einmalig zum bundesweiten Feiertag erklärt. Geht es nach dem bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, soll er das auch bleiben. Denn der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fordert, dass sowohl der Reformationstag als auch der Buß- Und Bettag zu gesetzlichen Feiertagen in ganz Deutschland erklärt werden sollten.
"Das sind Tage, an denen ein Land zur Besinnung kommen kann“, sagt der 56-Jährige der Funke-Mediengruppe. Es seien Tage, an denen man „sich fragen kann: Wie wollen wir in unserem Land zusammen leben? Welche ethischen und kulturellen Grundlagen machen uns aus?"
Der Reformationstag wird am 31. Oktober begangen, der Buß- und Bettag ist ein variabler Feiertag in der zweiten Novemberhälfte. „Feiertage sind enorm wichtig für die moralische und soziale Infrastruktur Deutschlands. Es wäre ein tolles Zeichen, wenn die Politik einmal nicht allein für die Ökonomie, sondern für das Miteinander der Menschen neuen Freiraum schaffen könnte“, meint Bedford-Strohm. Am besten wäre es, wenn beide Tage bundesweite Feiertage wären. „Wir sollten jetzt darüber nachdenken, wie wir zumindest einen zum dauerhaften Feiertagen machen können. Das würde unserem Land sehr gut tun.“
"Gemeinsame freie Zeiten zu haben ist unerlässlich"
Der Buß- und Bettag war bis 1994 bundesweiter gesetzlicher Feiertag. Mit dem Jahr 1995 wurde er fast überall gestrichen, nur in Sachsen ist er weiterhin ein Feiertag.
Der Tag Mehrarbeit sollte die Belastung der Arbeitgeber durch die neue Pflegeversicherung ausgleichen. Bedford-Strohm nennt dies nun „kurzsichtig“. Der 56-Jährige findet: „Grundsätzlich ist die Feiertagskultur unseres Landes ein Thema, über das wir neu sprechen müssen.“
Alterung der Gesellschaft bringt Rentenkasse in Finanznot
Dem Landesbischof ist bewusst, dass seine Forderung auch auf Kritik stoßen wird. „Es wird sicherlich nicht nur Befürworter zusätzlicher Feiertage geben. Das muss uns aber nicht abschrecken, die notwendige Diskussion zu führen“, erklärt Bedford-Strohm auf AZ-Anfrage. Die Feiertagskultur sei ein hohes Gut und diene dem Wohl der Menschen, betont er. „Gemeinsame freie Zeiten zu haben ist für eine Gesellschaft unerlässlich“, erklärt der Bischof. „Wirtschaftliche Aspekte rechtfertigen einen Verzicht auf Feiertage in keiner Weise.“
Das Erzbistum München und Freising begrüßt die Diskussion um weitere gesetzliche Feiertage. „Wir hegen natürlich Sympathien für kirchliche Feiertage. Sie bereichern den Jahresablauf und sind gut für die Familien. Denn sie geben ihr Zeit für Ruhe und Besinnung“, sagt Bistumssprecher Bernhard Kellner der AZ.
Doch wie reagieren Politik und Wirtschaft? Die AZ hat nachgefragt:
Das sagt die Politik:
Die Parteien reagieren zurückhaltend auf die Forderungen des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm. „Ich freue mich zwar sehr auf den Reformationstag 2017. Bei einer jährlichen Wiederholung bin ich aber eher skeptisch“, sagt die religions- und kirchenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kerstin Griese, der AZ.
Sie verweist darauf, dass die Bundesländer für die Feiertagsregelung zuständig sind. „In einigen gibt es bereits sehr viele Feiertage, und in anderen gibt es einen Nachholbedarf evangelischer Feste gegenüber katholischen“, erklärt die SPD-Abgeordnete. Und auch Muslime in Deutschland dürften nicht zu kurz kommen. „Auch muslimische Bürgerinnen und Bürger möchten die islamischen Feiertage in angemessener Weise begehen.“
Und auch der religionspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, Volker Beck, hebt die besondere Bedeutung des Reformationstages hervor. Doch auch er ist skeptisch, dass der Tag über das Jahr 2017 hinaus bundesweit ein gesetzlicher Feiertag sein wird. „Es bleibt abzuwarten wie dies die Feiertagsdiskussion in Deutschland beflügeln wird“, sagt er der AZ.
Das sagt die Wirtschaft:
Die Wirtschaft steht Bedford-Strohms Forderung nach zwei weiteren Feiertagen erwartungsgemäß kritisch gegenüber. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), setze sich zwar für geschützte Feiertage ein – allerdings ohne Entgeltfortzahlung beziehungsweise mit der Verpflichtung, die ausfallende Arbeit vorzuarbeiten oder nachzuholen.
Die Wiedereinführung des Reformationstags und des Buß- und Bettags als gesetzliche Feiertage hätte negative Auswirkungen auf die Wachstumschancen der Wirtschaft. „Wir warnen davor, eine neue Feiertagsdebatte anzustoßen. In Deutschland gibt es schon jetzt durchschnittlich 11 Feiertage pro Jahr. Bayern steht dabei mit 13 Feiertagen an der Spitze. Insgesamt ist die durchschnittliche Zahl an freien Tagen in Deutschland europaweit mit 41 Tagen die höchste: 30 Tage Urlaub und 11 Feiertage“, sagt Brossardt der AZ.
Gleichzeitig habe Deutschland mit 1651 tariflichen Arbeitsstunden pro Jahr schon jetzt mit die kürzesten Jahresarbeitszeiten unter den Industriestaaten. „Damit unsere Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben können, müssen weitere Zeiten, in denen die Arbeitnehmer der Arbeit fernbleiben, vermieden werden“, fordert er.