Europa-Wahl: Seehofer singt Loblied auf Spitzenkandidaten

Dabei heißt er nicht Monika Hohlmeier. Seine Wunschkandidatin konnte der Parteichef nicht durchsetzen. Aber vom Machtkampf will Seehofer jetzt nichts mehr wissen
MÜNCHEN Markus Ferber grinst übers ganze Gesicht, als er an diesem Freitag im Konferenzsaal der CSU-Landesleitung Platz nimmt. Und er hat guten Grund dazu: Parteichef Horst Seehofer wird gleich offiziell verkünden, dass er als Spitzenkandidat die Liste für die Europawahl anführen wird – er und nicht Monika Hohlmeier. Sie ist zur offiziellen Verkündigungs-Veranstaltung gar nicht eingeladen, auch ihr neuer Bezirkschef, der Oberfranke Karl-Theodor zu Guttenberg, fehlt zunächst. "Der steckt noch im Stau", entschuldigt ihn sein Chef.
Die Entscheidung für Ferber war bereits vor Weihnachten gefallen, die AZ hatte exklusiv darüber berichtet. Die CSU hatte da noch dementieren lassen, weil in der CSU-Spitze intern Stillschweigen über die Listenreihung vereinbart worden war. Offiziell bestätigt ist bisher auch nur die Spitzenkandidatur Ferbers, das restliche Personaltableau soll den Parteigremien am 17. Januar vorgeschlagen werden. Nach AZ-Informationen soll Hohlmeier aber für Oberfranken nur auf Listenplatz sechs kandidieren.
Zu groß war der Widerstand gegen die ungeliebte Ex-Kultusministerin. Kein einziger Bezirksverband hatte sich für die Strauß-Tochter als Spitzenkandidatin ausgesprochen und Ferber selbst hatte sogar mit einer Kampfkandidatur gedroht.
"Ich schätze ihn sehr. Das wird er nicht bestreiten können"
Seehofer will im Nachhinein keinen Machtkampf mehr erkennen. Der Parteichef süffisant zu Ferber: "Ich durfte in den letzten Wochen ja viel Positives über dich lesen." Und er stimmt plötzlich ein ins Loblied auf den 43-jährigen Augsburger. Seit Jahrzehnten werde die Europagruppe von ihm "hervorragend" geführt. "Hätte ich 2007 gegen Erwin Huber die Wahl zum Parteichef gewonnen", packt Seehofer vermeintliche Vertraulichkeiten aus, "dann hätte ich Markus Ferber zum Generalsekretär gemacht. Da sehen Sie mal, wie sehr ich ihn schätze. Das wird er nicht bestreiten können". Ferber grinst bei diesen Worten nur in sich hinein.
Noch vor wenigen Wochen hatte Seehofer nach Ferber-Kritik geätzt, manchen Menschen sei der eigene Listenplatz halt wichtiger als die Zukunft der Partei. Über seine Wunschkandidatin Hohlmeier verlor Seehofer übrigens gestern kein Wort.
Und das Ziel für die Europawahl? "Derzeit haben wir neun Abgeordnete im Europäischen Parlament", sagt Seehofer. "Mein Ziel ist, diese Zahl zu halten. Daran werde ich mich persönlich messen lassen." Die Europawahl am 7. Juni fällt heuer mitten in die Pfingstferien, die CSU muss eine aufs Bundesgebiet umgerechnete Fünf-Prozent-Hürde schaffen, parallel ist zum Beispiel in NRW Kommunalwahl – die Mobilisierung dort also womöglich höher.
"Wir werden das schon gut managen", sagt Seehofer zum Schluss. Und fügt nach einem kurzen Seitenblick auf Ferber hinzu: "Brauchst’ gar nicht so kritisch schauen, ich mein’ das wirklich so."
Annette Zoch