Eselskarren und Butterkekse
Außerplanmäßig reist Westerwelle über Land nach Islamabad an – im klapprigen Minibus.
ISLAMABAD Nach internen Konflikten hatte sich Guido Westerwelle auf seine erste Auslandsreise als Außenminister dieses Jahr durchaus gefreut – allerdings wurde sie dann ein bisschen anders als geplant. Wegen dichten Nebels konnte sein Flieger nicht landen, also musste Westerwelle samt Tross per Minibus reisen: eine stundenlange Überlandfahrt zwischen Eselskarren durch ein Land, vor dessen Bereisung sein Ministerium die Bundesbürger warnt.
In Islamabad betrug die Sichtweite am Samstag wegen des Nebels nur 20 Meter, für eine Landung sind 800 vorgeschrieben: Also drehte der Regierungsflieger nach Lahore ab, rund 400 Kilometer entfernt. Dort drei Stunden warten, ob sich das Wetter ändert – vergeblich. Das deutsche Konsulat vor Ort hatte derweil drei Minibusse organisiert: leicht klapprig, Baujahr 1994, nach Teilnehmerangaben „geruchsintensiv“. Als Wegzehrung gab’s Butterkekse.
Der Tross machte sich auf den Weg, und Westerwelle versuchte, das Ganze cool zu nehmen: „Dann sehe ich mal wenigstens mehr vom Land.“ Die Fahrer waren von der deutschen Delegation nicht sonderlich beeindruckt und mitunter eigenwillig: Der eine bestand drauf, auf den anderen zu warten, während der in einem etwas unwirtlichen Vorort von Lahore Zigaretten kaufen wollte – die seien da billiger. Aus nächster Nähe konnte der deutsche Minister beobachten, wie Kinder aus einem Armenviertel am Straßenrand Kricket spielten. Immer mal wieder gab’s Zwangspausen, weil überladene Laster oder Eselskarren den Weg verstopften. Zwischendrin telefonierte er immer mal wieder mit seinem pakistanischen Amtskollegen Machmud Qureshi („Yes, this is Guido again“). Auch eine Tankpause wurde eingelegt: Da stand nun Westerwelle in einem nebligen pakistanischen Provinznest vor einem Kentucky-Fried-Chicken-Plakat und legte seine Botschaft dar, wie wichtig ein stabiles Pakistan ist.
Schließlich kam er doch noch in Islamabad an: Die letzten 150 Kilometer legte er komfortabler zurück, die deutsche Botschaft hatte ihm etwas modernere Autos entgegengeschickt. An einer Raststätte stieg er um.
Sonntagfrüh war das Wetter dann besser. Und der nächste Programmpunkt – der aus Sicherheitsgründen geheimgehalten worden war – konnte wie geplant stattfinden: Er flog von Pakistan in die afghanische Hauptstadt Kabul weiter. Er warb dort für eine „politische Lösung“: „Weil wir wissen, dass eine militärische Lösung allein nicht funktioniert.“
tan
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