„Es ist gut, dass wir debattieren“

Am Samstag stellt die CSU ihre Europaliste auf – inklusive der umstrittenen Monika Hohlmeier. EU-Kandidat Weber über das Hauen und Stechen in seiner Partei.
von  Abendzeitung
Er mahnt zur Gelassenheit – mit Erfolg? CSU-Europaparlamentarier Manfred Weber will „ein Zeichen des Aufbruchs“.
Er mahnt zur Gelassenheit – mit Erfolg? CSU-Europaparlamentarier Manfred Weber will „ein Zeichen des Aufbruchs“. © az

Am Samstag stellt die CSU ihre Europaliste auf – inklusive der umstrittenen Monika Hohlmeier. EU-Kandidat Weber über das Hauen und Stechen in seiner Partei.

AZ: Herr Weber, stellen Sie sich schon auf eine lange Sitzung am Samstag ein, wenn über jeden Platz der Europaliste einzeln abgestimmt wird?

MANFRED WEBER: Das glaube ich nicht, wir werden als CSU ein Zeichen hoher Geschlossenheit und des Aufbruchs setzen.

Hohe Geschlossenheit? Das Hauen und Stechen um Monika Hohlmeier ist doch längst ausgebrochen... Mehrere Kandidaten wollen gegen sie antreten.

Es ist gut, dass es eine lebendige Debatte gibt. Wir als Parteiführung haben uns ja vorgenommen, nach den Erfahrungen der Vergangenheit eine neue Debattenkultur in der Partei einzuführen. Deshalb ist es auch gut, dass wir jetzt diskutieren.

Warum hat man die Personalie Hohlmeier dann im Hinterzimmer ausgekungelt?

Monika Hohlmeier ist einstimmig vom Bezirksvorstand Oberfranken nominiert worden. Das ist die Grundlage, auf der wir jetzt arbeiten.

Ihr Kollege Martin Kastler sagt, wegen Frau Hohlmeier würden die Oberfranken die Europawahl boykottieren.

Ich glaube, dass bis zur Europawahl deutlicher wird, dass es nicht um einzelne Namen geht.

Stellen Sie sich vor, Sie als Niederbayer müssten in Schwaben antreten – absurd, oder?

Das ist absurd, weil ich aus ganzem Herzen Niederbayer bin und die Schwaben mit Markus Ferber einen profilierten Europakandidaten haben.

Warum hat die CSU nicht den profilierten EU-Entbürokratisierer Edmund Stoiber auf die Liste gesetzt?

Was sollen denn jetzt weitere Personalvorschläge? Wir haben eine starke und ausgewogene Liste.

Geht die CSU mit einem eigenen Programm in die Europawahl?

Die Europawahl bietet eine gute Möglichkeit, das CSU-Profil zu unterstreichen. Deshalb werden wir ein eigenes Wahlprogramm vorlegen. Wir beziehen jetzt unsere Positionen und wenn sich die CDU anschließen möchte, ist sie herzlich eingeladen.

Wo soll sich das eigene Profil der CSU zeigen?

Zum Beispiel bei der Türkeifrage: Ja zur engen Partnerschaft, ja zur Freundschaft, aber volles Nein zur Mitgliedschaft in der EU. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass wir keinen Erweiterungskommissar in Brüssel mehr brauchen. Nach der Aufnahme Kroatiens muss für Jahrzehnte Schluss sein mit jeder weiteren Erweiterung.

Der Posten soll also komplett gestrichen werden?

Ja, komplett. Das ist übrigens auch ein Beitrag zur Entbürokratisierung.

Ein Vorschlag von Stoiber?

Nein, da beanspruche ich die Urheberschaft.

Interview: Annette Zoch, Markus Jox

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