Erste Festnahmen nach vereitelten Luftpost-Anschlägen

Nach den vereitelten Bombenanschlägen mit Luftpostpaketen aus dem Jemen haben die Behörden in dem südarabischen Land zwei Frauen festgenommen. Bei den Verdächtigen handele es sich um eine Medizinstudentin und ihre Mutter
Die Hinweise seien von US-Ermittlern gekommen. Unterdessen hat die Bundesregierung als Konsequenz aus den Bombenfunden den Luftfrachtverkehr aus dem Jemen gestoppt.
«Die Bundesregierung stellt sicher, dass ab sofort keine Luftfracht aus dem Jemen mehr in Deutschland ankommt», sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) der «Bild am Sonntag». Zuvor hatte bereits Frankreich alle Frachtflüge aus dem Jemen gestoppt.
Wie die jemenitische Regierung mitteilte, habe eine bei einer der Bomben gefundene SIM-Karte auf die Spur der Studentin geführt. «Sie ist eine Medizinstudentin, und sie wird zur Befragung festgehalten», sagte Präsident Saleh. Die junge Frau sei zusammen mit ihrer Mutter in einem Armenviertel der Hauptstadt Sanaa festgenommen worden.
Nach US-Medienberichten wurden die Pakete aus dem Jemen nur durch einen Hinweis des saudi-arabischen Geheimdienstes entdeckt und nicht, weil die regulären Sicherheitschecks wirksam waren. Eine der beiden Bomben, in denen sich der Sprengstoff PETN befand, wurde in Dubai gefunden. Der zweite Sprengsatz wurde am Freitag auf dem East- Midlands-Flughafen nahe Nottingham entdeckt.
Wie der britische Premier David Cameron am Samstagabend sagte, sollte die Bombe noch im Flugzeug explodieren. Die manipulierte Drucker-Patrone war nach bisherigen Erkenntnissen mit einem Flugzeug des Paketdienstes UPS aus dem Jemen nach Großbritannien gekommen und auf ihrem Weg dorthin auf einem deutschen Flughafen umgeladen worden.
«Ein Paket, das im Jemen auf den Weg gebracht wurde, in Deutschland landete, dann in Großbritannien landete, bestimmt für Amerika; das zeigt, wie stark wir zusammenstehen und wie entschlossen wir sein müssen, um den Terrorismus zu besiegen», sagte Cameron vor einem Treffen mit Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Der britische Sender Sky News berichtete, das Paket sei in Köln umgeladen worden. Nach einem Bericht der «Bild am Sonntag» hatte das Bundeskriminalamt zwar einen Hinweis aus Saudi-Arabien erhalten, konnte den Weitertransport des Bombenpakets durch den Paketservice UPS nach Großbritannien aber nicht mehr stoppen.
In den an jüdische Einrichtungen in Chicago adressierten Paketbomben war nach Medienberichten der Sprengstoff PETN enthalten. Den gleichen Sprengstoff wollte auch der sogenannte «Unterhosenbomber» Omar Farouk Abdulmutallab bei seinem gescheiterten Versuch zünden, Weihnachten 2009 ein Passagierflugzeug über Detroit in die Luft zu jagen. Abdulmutallab hatte nach Angaben der US- Behörden Verbindungen zur Al-Kaida im Jemen.
Vermutungen verstärkten sich deshalb, dass auch die Anschlagversuche mit den Paketbomben auf das Konto des gefährlichen Al-Kaida-Zweiges im Jemen gehen. Das Land ist in jüngster Zeit zunehmend in das Visier von Terrorfahndern geraten. Präsident Saleh lehnte aber fremde Hilfe ab. «Wir möchten nicht, dass sich jemand in Angelegenheiten des Jemens einmischt und die Al- Kaida hier jagt», sagte er.
dpa