Ernst machen
Er tut es wieder. Peer Steinbrück überrascht, und es fragt sich, ob er jetzt endlich in der Spur ist, der SPD-Kanzlerkandidat. Man darf weiter zweifeln.
Seit seiner Nominierung setzt der einst als so trocken verrufene Norddeutsche auf kleine Knalleffekte. Seine Festlegung auf „Kanzler und sonst gar nichts“ passt in dieses Muster. Man kann das als überflüssigen Spruch im Wahlkampf abtun. Aber es fragt sich, was solch demonstrative Kompromisslosigkeit bringen soll. Schließlich ist – allen schwarz-grünen-Gedankenspielen zum Trotz – eine große Koalition die wahrscheinlichste Konstellation im Herbst 2013. Und da sollte man niemals nie sagen. Es sei denn, man wollte fürderhin als Diva gelten, deren Wille wichtiger ist als das Team.
Es passt aber irgendwie alles ins Bild. Schon Steinbrücks Umgang mit seinen Honoraren fällt nicht nicht unter die Rubrik: „Besonders gutes politisches Gespür“. Als das Thema schon niemanden mehr interessierte, war es der Kandidat selbst, der es wieder aus der Ablage holte. Es wirkte klein und kleinlich. Es war ein Fehlstart.
Der Mann muss endlich Ernst machen und ernst werden! Kaum vorstellbar noch vor einigen Monaten, dass man diesen Rat ausgerechnet Steinbrück geben muss. Der Kandidat, der angesichts hoher Kasperldichte in den Regierungsparteien einen Startvorteil hat, verspielt Seriosität. Im Kampf mit Merkel, seiner einzig wahren Gegnerin, kann er sich das nicht leisten.
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