Erneut Proteste vor Verfassungsreferendum in Ägypten

In Ägypten beginnt an diesem Samstag die Volksabstimmung über die Verfassung. Am Nachmittag wollen sowohl die Islamisten als auch ihre Gegner noch einmal demonstrieren.
von  dpa

Kairo - Vor Beginn des Verfassungsreferendums in Ägypten haben die Islamisten und ihre Gegner noch einmal ihre Anhänger mobilisiert. Um Gewalt zu vermeiden, achteten die Organisatoren darauf, ihre Marschrouten so zu wählen, dass sich größere Gruppen von Demonstranten aus beiden Lagern nicht auf der Straße begegnen. Die Islamisten haben ihre Anhänger aufgerufen, für den Verfassungsentwurf zu stimmen. Die Anhänger der linken und liberalen Parteien wollen mit "Nein" stimmen.

Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei versuchte, den Urnengang noch in letzter Minute zu verhindern. In einer Rede, die in der Nacht zum Freitag von einem privaten TV-Sender ausgestrahlt wurde, schlug er dem islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi vor, die Volksabstimmung abzublasen.

Die Ägypter könnten noch ein bis zwei Jahre mit der Verfassung von 1971 leben, sagte er. Dann bliebe genügend Zeit, um eine neue Verfassunggebende Versammlung zu bilden, in der dann auch nicht-islamistische Gruppen vertreten wären. Das Referendum soll in Kairo und neun weiteren Provinzen am diesem Samstag stattfinden. In den anderen Provinzen werden die Wähler eine Woche später zu den Urnen gerufen.

Die Muslimbruderschaft, als deren Kandidat Mursi im Juni zum Präsidenten gewählt worden war, zeigte sich erstaunt über ElBaradeis Vorstoß. Der stellvertretende Vorsitzende der Partei der Muslimbrüder, Essam al-Arian, sagte nach einem Bericht des Nachrichtenportals der Kairoer Zeitung "Al-Shorouk": "Das Volk wird seinen Marsch fortsetzen und die Institutionen für einen modernen demokratischen Staat schaffen, auch wenn einige versuchen, es aufzuhalten."

Kritik an den Muslimbrüdern kam auch von einer anderen Seite. Dem Islamisten Mohammed al-Sawahiri ist der Entwurf für die neue ägyptische Verfassung nicht radikal genug. Der Bruder des Al-Kaida-Anführers Eiman al-Sawahiri riet seinen Landsleuten deshalb, nicht an dem Referendum teilzunehmen. Er sagte der ägyptischen Tageszeitung "Al-Watan" (Freitag): "Der einzige Souverän ist Gott und niemand sonst."

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