Er war einfach zu nett: Franz Maget bleibt Optimist

Franz Maget wurde als Redner und Stratege selbst in der CSU geachtet. Doch seine SPD führte er weiter nach unten. Nun tritt er als Oppositionschef ab – und bleibt unerklärlicherweise Optimist
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Franz Maget wurde als Redner und Stratege selbst in der CSU geachtet. Doch seine SPD führte er weiter nach unten. Nun tritt er als Oppositionschef ab – und bleibt unerklärlicherweise Optimist

MÜNCHEN Einmal hat er doch gewonnen. Vor zwei Jahren, als er sich per Kampfkandidatur einen Sitz im Bundesvorstand der SPD eroberte. „Mein Gegner war damals Sigmar Gabriel“, sagt Franz Maget schmunzelnd. Nach einer Atempause fügt er hinzu. „Der künftige SPD-Vorsitzende.“ Er selbst ist jetzt Vergangenheit. Gestern hielt Franz Maget im Landtag seine letzte Rede als Oppositionsführer. Nach neun Jahren an der Spitze der SPD-Fraktion verabschiedet sich der Münchner im Parlament nun aus der ersten Reihe. Noch in diesem Jahr soll er den Posten des Landtags-Vizepräsidenten übernehmen.

Natürlich rechnet Maget zum Abschluss noch einmal mit Horst Seehofer ab. Genüsslich führt er den angeschlagenen Ministerpräsidenten vor. Im Landtag war der Ober-Genosse immer ein gefürchteter Redner, vor dem sogar die CSU zitterte. Maget brauchte kein Manuskript und auch keine Ähhs. Nur bei den Wählern kamen seine Signale nicht an.

„Ich will Ministerpräsident werden in diesem schönen Lande“ – so zog er gleich zwei Mal in den Wahlkampf gegen die übermächtige CSU. Aber jedesmal führte er die bayerische SPD auf einen neuen Tiefstand. Für den 56-Jährigen war es da schon der größte Triumph, dass die CSU nach mehr als einem halben Jahrhundert im vergangenen Jahr ihre Alleinherrschaft in Bayern verlor. Auch wenn die SPD dabei als 18-Prozent-Partei landete. Ihr schlechtestes Ergebnis der Nachkriegszeit.

Kaum einer aber ist so leidensfähig wie Maget. Er blieb trotz aller Niederlagen Dauer-Optimist. Ein heiterer Verlierer, der nicht den geringsten Hauch von Verbitterung spüren ließ. Maget, der Unermüdliche, den nichts erschüttern konnte. Schon gar nicht seine eigenen Genossen.

Den Sozis, die seit einem halben Jahrhundert in Bayern als frustriertes Häuflein ihr Dasein fristen und sich am liebsten selbst zerfleischen, versuchte er wieder Selbstbewusstsein einzuhauchen. Sogar die Bayernhymne hat er ihnen auf ihren SPD-Parteitagen beigebracht. Ohne Erfolg.

Maget, der sich schon während seiner Schulzeit am Oskar-von-Miller-Gymnasium in Schwabing als Schulsprecher hervorgetan hat, ist einfach zu nett. Er konnte sich nie richtig zoffen. Nicht mit dem politischen Gegner. Und auch nicht mit den eigenen Genossen. CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer lästerte über den Oppositions-Chef: „Irren ist menschlich. Immer irren ist sozialdemokratisch.“

Am 21. Oktober wird die Nachfolge geklärt. Münchens SPD-Vorsitzender Ulrich Pfaffmann (53) hat seine Ambitionen gestern schon begraben. Er lässt einem Parlamentsneuling den Vortritt: dem Münchner Markus Rinderspacher. Der 40-jährige Bankkaufmann und Politologe war Pressesprecher der Münchner Genossen. Pfaffmann: „Die ganze SPD redet von Generationenwechsel, da will ich ein Zeichen setzen.“

Ursprünglich hatten auch Partei- und Fraktionsvize Thomas Beyer (46) und der schwäbische SPD-Chef Harald Güller (46) Interesse signalisiert. Doch gestern zeichnete sich ab, dass beide hinter Rinderspacher zurücktreten. Güller, Geschäftsführer der Landtags-SPD, sagte, er werde einer „Konsenslösung“ nicht im Wege stehen.

Dennoch: Die Aussichten sind trübe für die Genossen. Magets Nachfolger soll nämlich alles besser machen und die Bayern-Sozis aus ihrem tiefen Tal der Tränen führen. Einen echten Hoffnungsträger aber hat die Bayern-SPD nicht. Angela Böhm

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