Er spricht
Na also, geht doch. Bundespräsident Christian Wulff hat eingeräumt, dass er sich falsch verhalten hat. Er hätte den Privatkredit von Unternehmers-Frau Edith Geerkens „besser erwähnt“, sagte Wulff jetzt in seiner öffentlichen Entschuldigung. Er erkenne an, dass ein falscher Eindruck entstehen konnte. In der Sache habe er aber nichts zu verbergen. Dass er das extra erwähnen muss, spricht Bände. Ein Bundespräsident darf sich nicht in Abhängigkeiten begeben.
Doch schon sein Schweigen im niedersächsischen Landtag zeigt: Dieser Privatkredit hat ihn in Abhängigkeiten gebracht. Und auch jetzt hat er erstmal wieder geschwiegen. Zwei Tage lang. Er reiste durch Kuwait, verlieh Urkunden und Preise – und schwieg. Schweigen, das kann er gut, der Herr Wulff. Wem sind zum Beispiel noch die Worte des Präsidenten zur Euro-Krise in Erinnerung? Was, niemandem?
Kein Wunder: Er hat ja auch kaum etwas dazu gesagt. Oder in der Neonazi-Terrorserie: Ja, er hat die Opferfamilien getroffen. Aber gab es die eine aufrüttelnde Rede des Bundespräsidenten gegen den rechten Terror, das flammende Plädoyer für Zivilcourage und die offene Gesellschaft? Nein. Gesellschaftliche Impulse, die darf man von Wulff nicht erwarten. Der Bundespräsident hat mit seiner verspäteten Entschuldigung jetzt vielleicht gerade nochmal die Kurve gekriegt. Bisher war er nur ein relativ farbloser Präsident. Jetzt ist er ein moralisch angeknackster Präsident. Und das bleibt.
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