Er muss gehen
Chefreporter Matthias Maus über das Problem Christian Wulff
Kann Christian Wulff jetzt gehen? Können wir uns eine Megakrise leisten, jetzt da in der essentiellen Krise Europas nichts wichtiger wäre als Vertrauen in eine funktionierende Ordnung? Kann Wulff da zurücktreten? Es steht zu fürchten: Er muss.
Sollte sich zweifelsfrei herausstellen, dass er gegen Gesetze wie das Ministergesetz verstoßen hat, wäre er nicht mehr zu halten. Unhaltbar wäre er auch, sollte er weiter leugnen, von den wahren Vermögensverhältnissen seiner Gönner gewusst zu haben. Dass Egon Geerkens das Geld hatte und nicht Edith, das wusste jeder. Dennoch beharrt Wulff auf seiner unhaltbaren Version. Wer glaubt, das seien nur Petitessen, der irrt.
Die Affäre zeigt einen Mann, der als moralische Instanz komplett versagt. Und sie zeigt einen Präsidenten, der trickst und täuscht, um sich im Amt zu halten. In einem Amt, das ihn zum Verfassungsorgan macht.
Wulff hat ein Charakterproblem, er hat aber auch ein intellektuelles. Wie kann man für ein paar tausend Euro Rabatt einen Privatkredit annehmen – nicht als Privatmann, sondern als Regierungschef. Jeder Politiker bei klarem Verstand weiß, dass er im Amt ständig Menschen begegnet, die mehr von einem wollen, als man ihnen geben kann. Nie darf man sich so in Abhängigkeit begeben! Dass muss einem Amtsträger die politische Urteilskraft sagen. Nicht die Kritiker beschädigen das Amt. Das tut Wulff mit der Art, wie er es ausfüllt.
- Themen:
- Christian Wulff