Entwicklungsminister Müller in der Kritik: Gerd und Gertie auf Luxustour?

Großer Wirbel um die Dienstreisen von Entwicklungsminister Gerd Müller. Er soll seine Frau auf mehrere Trips mitgenommen haben - was nicht verboten ist.
von  Bernhard Junginger
Besuch auf einer Gesundheitsstation in Abeokuta in Nigeria: Bundesentwicklungsminister Gerd Müller und seine Frau Gertie Müller-Hoorens.
Besuch auf einer Gesundheitsstation in Abeokuta in Nigeria: Bundesentwicklungsminister Gerd Müller und seine Frau Gertie Müller-Hoorens. © imago images/Thomas Imo/photothek

München - Weil seine Ehefrau ihn mehrmals auf dienstliche Auslandsreisen begleitet hat, ist Entwicklungsminister Gerd Müller massiv in die Kritik geraten.

Gegenüber der AZ verteidigt sich der CSU-Politiker: "Die Vorwürfe sind völlig absurd. Ich habe in dieser Legislaturperiode 24 Auslandsreisen unternommen. Meine Frau hat mich fünfmal in einem Regierungsflugzeug und viermal per Linienmaschine begleitet. Alle Kosten, die dadurch entstanden sind, wurden zu hundert Prozent privat bezahlt."

Zuvor hatte "Bild am Sonntag" berichtet, dass Gertie Müller-Hoorens seit der Bundestagswahl 2017 siebenmal bei Besuchen ihres Mannes in Entwicklungs- und Schwellenländern dabei gewesen sei.

Den entwicklungspolitischen Sprechern von Grünen und FDP seien dagegen keine Mitreisemöglichkeiten angeboten worden. Christoph Hoffmann (FDP) sagte laut "Bild am Sonntag": "In der gesamten Legislaturperiode gab es nicht eine Einladung. Mehrfach habe ich das angesprochen." Auch sein Kollege von den Grünen, Uwe Kekeritz, habe Müller seit 2014 kein einziges Mal begleiten dürfen.

Der entwicklungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Sascha Raabe, sei bei einer Afrikareise im Februar 2020 kurzfristig wieder ausgeladen worden, da es wegen Müllers Ehefrau keinen Platz mehr in der Regierungsmaschine gegeben habe. Unklar sei in der Causa Müller zudem, wie viel die Ehefrau für die Flüge und Reisen bezahlt habe. "Übernachtet wurde meist in 5-Sterne-Hotels", heißt es in dem Bericht, der mit "Der Schamlos-Minister" überschrieben ist.

Gertie Müller-Hoorens Rolle auf den Auslandsreisen

Dass deutsche Regierungsmitglieder auf Auslandsreisen schon aus Sicherheitsgründen in der Regel in Top-Hotels absteigen, ist bekannt. Gerade die Reisen des kantigen CSU-Politikers aus dem Allgäu haben meist wenig Glamour. Auf dem Programm stehen etwa Besuche in mit deutschen Geldern geförderten Landwirtschaftsschulen in afrikanischen Provinzdörfern oder bei Projekten gegen Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen. Dazwischen oft lange Autofahrten auf holprigen, staubigen Pisten.

Dass ihn seine Frau immer wieder begleite, habe einen Grund, so Müller: "Diese Reisen haben etwa auch in Flüchtlingslager oder Elendsviertel geführt. Meine Frau ist mir gerade bei Gesprächen mit den betroffenen Frauen, bei Themen wie Beschneidung, Geburtenkontrolle oder Vergewaltigung eine Unterstützung." Seine Ehefrau spiele auf den Auslandsreisen aber auch eine weitere wichtige Rolle, so der CSU-Politiker: "In einigen Ländern, etwa in Afrika, haben es die Gastgeber als Zeichen der Wertschätzung empfunden, dass ich in Begleitung meiner Frau gekommen bin."

Müller zum Bericht: "Substanzlose Veröffentlichungen"

Die Mitnahme des Ehepartners auf Auslandsreisen ist Bundesministern ausdrücklich erlaubt, der "Bild" zufolge ist Müller aber der einzige amtierende Minister, der von der Möglichkeit Gebrauch macht. Laut Entwicklungsministerium wurden alle dafür anfallenden Kosten, etwa für Visa, Hotel und Verpflegung, von der Ehefrau Müllers vollständig bezahlt. Die anteiligen Flugkosten bei der Flugbereitschaft seien ausnahmslos für jede Reise nach dem Höchstsatz von 100 Prozent beglichen worden.

Gerd Müller hatte kürzlich angekündigt, im kommenden Jahr nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren. Vor wenigen Tagen wurde er von der Bundesregierung für die Leitung der Organisation der Vereinten Nationen für Industrielle Entwicklung (Unido) nominiert. Er wolle nicht spekulieren, ob es einen Zusammenhang zwischen dem "Bild"-Bericht und seiner Bewerbung geben könnte. "Welchen Hintergrund diese substanzlosen Veröffentlichungen haben, weiß ich nicht", sagte er.

Auch was in dem Bericht über seine angeblichen kulinarischen Sonderwünsche steht, sei ihm ein Rätsel. Müller: "Woher der Vorwurf stammt, ich habe Schwarzbrot extra nach Afrika einfliegen lassen, kann ich mir nicht erklären. Das trifft jedenfalls nicht zu."

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