Entwaffnet Assad! Aber wie?
Ein Eingreifen in Syrien nach dem Giftgas- Einsatz gleicht einem Stich ins Wespennest
MÜNCHEN „Die US-Streitkräfte sind bereit zum Eingreifen in Syrien“, sagt Verteidigungsminister Chuck Hagel und ergänzt: „Sollte Präsident Obama dies anordnen." Der Präsident steht vor einer der schwersten Entscheidungen seiner Amtszeit. Was tun und zu welchem Ziel?
„Sollen wir eingreifen, um den Al-Nusra-Brigaden zu helfen“, fragt ein Kommentator bei „Reuters“. Unter Al Nusra sammeln sich entschiedene Gegner von Baschir Assad. Aber es sind Ableger von El-Kaida. Sie rekrutieren sich aus dem Irak, sie erschießen gefangene Soldaten, und sie hassen die USA so sehr wie Syriens Diktator. „Assads Gegner sind nicht auf unserer Seite“, sagte US-Generalstabschef Dempsey.
Das Land ist ethnisch zersplittert, Kurden und Sunniten, Schiiten und Alawiten, denen auch Assad angehört, bekämpfen sich gegenseitig. Die Freie Syrische Armee (FSA) und ihre 70000 Mann werden von den USA mit Waffen unterstützt. Aber die ehemaligen Offiziere von Assads Armee haben nichts mit den Gotteskriegern von Al Nusra am Hut, so wenig wie mit der Syrischen islamischen Front: Noch eine islamistische Sekte, die von Katar, Saudi-Arabien und der Türkei unterstützt wird.
Auf der Gegenseite hat die reguläre Armee rund 100000 Mann unter Waffen, dazu kommen die Volkskomitees, hauptsächlich Alawiten, die als Assads Clan bei einem Machtwechsel besonders viel zu verlieren hätten.
Eine undurchsichtige Rolle spielt die Shabiha-Miliz. Sie umfasst 100000 Mann, sie stehen zu Assad, tragen keine Uniformen und sollen nach US-Geheimdienst-Informationen Kampfjets mit Giftgas-Bomben beladen haben. Sie sind im Umgang mit C-Waffen geübt. Darüber hinaus stehen Assad Hisbollah-Kämpfer aus dem Libanon zur Seite. Die werden vom Iran finanziert, der nur über ein von Assad kontrolliertes Syrien Zugang zum Libanon hat.
Eine ganz wichtige Rolle spielt Assads großer Bruder in Moskau. Die Putin-Regierung hat Assad „vereinbarungsgemäß“ die Lieferung von 300 modernen Flugabwehrraketen zugesagt. „Binnen eines Monats“ seien die Waffen einsatzbereit, sagen die Russen.
Die Raketen würden den Einsatz von Kampfjets erheblich riskanter machen. Riskanter als in Libyen, wo die Jets der Amerikaner, Briten und Franzosen maßgeblich zu Gaddafis Sturz beigetragen haben. Jets allein können, daran lassen Fachleute keinen Zweifel, Assads Gift-Arsenale nicht unschädlich machen. Die Fabriken – oft als Düngerfabriken in Doppelfunktion aktiv – stehen auch in Wohngebieten. Selbst Volltreffer könnten nicht verhindern, dass Toxine freigesetzt werden und die Menschen in den umliegenden Gebieten vergiftet werden. „Es ist ein militärisches Albtraum-Szenario“, sagt ein US-Militär-Stratege.
Matthias Maus
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